Management

Change via Diskurs
Change via Diskurs

Denken, reden, wandeln

Tiefer Wandel im Unternehmen erfordert grundlegende Veränderungen am System – neue Verabredungen über die Art und Weise der Zusammenarbeit. Diese lassen sich jedoch nicht einfach verordnen, sondern am wirksamsten gemeinsam erarbeiten, ist die Beraterin Stephanie Borgert überzeugt. Was es dazu braucht: einen Diskurs, der jenseits des üblichen Meinungsschlagabtauschs zu echter Sinnsetzung führt.

Preview

Zu viel Gequassel: Warum es für Veränderungsvorhaben fatal ist, dass in Organisationen kaum tief miteinander gesprochen und noch selten miteinander gedacht wird

RIDA-loop: Wie Organisationen mittels eines diskursiven Prozesses echten Veränderungshebeln auf die Spur kommen können

Reflect: Was es braucht, um kollektive Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen

Irritate: Wieso in Empörung Lernchancen liegen

Declare: Wie man sich konstruktiv über passende Changehebel streitet

Agree: Warum es wichtig ist, angedachte Changemaßnahmen bis zum Schluss kritisch zu hinterfragen


Cover managerSeminare 318 vom 16.08.2024Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 318

Als Beraterin erlebe ich es immer wieder: Changevorhaben in Unternehmen misslingen. Und meist glaubt man, die Ursache dafür schnell gefunden zu haben: Schuld sind die angeblich widerborstigen, nicht veränderungsbereiten Mitarbeitenden. Was dieses reduktionistische Denkmodell verkennt, ist der Umstand, dass ein System wie eine Organisation nicht bloß die Summe ihrer Teile ist, sondern ein Produkt von deren Wechselwirkungen. Elemente (z.B. Menschen) verhalten sich als System anders als für sich allein genommen. Systemverhalten ist überindividuell. Es ergibt sich aus wiederholter Praxis, in einem fortlaufenden Diskurs, der darüber bestimmt, was im System gesagt wird, wie gesprochen wird und wer sprechen darf. Wie zum Beispiel über Fehler gesprochen wird. Wie über Geld gesprochen wird. Welches Denkgebäude jeweils dahinter steht. Welche expliziten und impliziten Verabredungen von Zusammenarbeit es in der Organisation gibt: All das manifestiert sich im und durch den organisationalen Diskurs.

Und es sind genau diese – oft unbewussten – Verabredungen von Zusammenarbeit, die Strukturen im Unternehmen also, bei denen wir ansetzen müssen, wenn wir wirkungsvollen Change gestalten wollen. Es geht darum, dahinterzukommen, wie die Elemente im System miteinander wirken. Es geht darum, das System in seinen Wechselwirkungen tief zu durchschauen, um dann gemeinsam klug im System zu intervenieren – statt Change einfach zu verordnen und Mitarbeitende „an Bord“ zu holen.

Man ist in vielen Unternehmen schlecht darin, gut miteinander zu reden.

Die Voraussetzungen dafür sind in vielen Unternehmen allerdings bescheiden. Ein Grund: Man ist dort oft sehr schlecht darin, gut miteinander zu reden. Ob in Führungskräftemeetings, in Workshops oder bei Team-Retrospektiven: Es werden Meinungen herausgeschossen und Standpunkte verteidigt. Man bewertet und verurteilt. Es wird wiedergekäut, was schon längst gedacht und gesagt worden ist. Das führt zu viel Rauschen, wenig Gespräch – und noch weniger Erkenntnis.

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