Vergangenen Sommer, mitten im Nationalpark, sah Jost Sperber (Name geändert) plötzlich schwarz. Die südafrikanische Sonne flirrte über seinem Kopf, stotternd kam der Jeep zum Stehen. Sperber sackte auf dem Lenkrand zusammen. Warum nur? Hatte er nicht extra diese herrliche Action-Reise angetreten, um seinem anstrengenden Arbeitsalltag als Führungskraft etwas entgegenzusetzen? Einmal richtig Luft abzulassen mit voller Kraft? Safari, Surfen, Bergsteigen – das geballte Workout-Programm, Erholung extrem. Vergebens. Als es nach seinem Afrika-Trip nicht besser wurde, ging Sperber zum Arzt. Diagnose: Burnout – im Urlaub.
Dr. Bernd Sprenger, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, kennt solche Fälle. Als Leiter der psychosomatischen Abteilung der EuromedClinic in Fürth behandelt er regelmäßig ausgebrannte Manager, Unternehmer und Politiker. Menschen, die nicht mehr weiterwissen, die depressiv oder alkoholabhängig sind, die ihre Grenzen aus dem Blick verloren und sowohl Körper als auch Psyche ausgepresst haben wie Zitronen. Seit diesem Jahr bittet Sprenger sie in seine neu eröffnete Privatpraxis und tingelt durch die Unternehmen der Republik, um sie in puncto Burnout-Prophylaxe zu beraten. Zunehmend gerät ihm dabei ein neues Phänomen in den Blick: Urlauber, die nach drei Wochen fantastischem Abenteuerurlaub schlapp im Bürostuhl zusammensinken oder wie Jost Sperber bereits vor Ort zusammenbrechen.
'Die Zahl der Fälle hat in den vergangenen zwei, drei Jahren erheblich zugenommen', sagt Sprenger. Vor allem Menschen zwischen 30 und 50 Jahren, die im Job sehr leistungsbezogen sind, machen im Urlaub gern im gleichen Tempo weiter – sie wollen den Nachbarn beeindrucken, immer noch eines drauf legen, um den sozialen Druck abzupuffern.
Extras:- Interview mit dem Burnout-Experten Dr. Jörg-Peter Schröder
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von drei Büchern über Stress und Burnout