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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Lothar Abicht aus managerSeminare 305, August 2023
Fachkräftemangel und Wissensarbeit: Wie der angespannte Arbeitsmarkt die Wissensarbeit privilegiert – noch
Demography strikes back: Warum es ein Irrtum ist, den gegenwärtigen Mangel an Arbeitsplätzen auf die Zukunft zu projizieren
Digitale Produktivitätssteigerung: Wie die Künstliche Intelligenz gerade die bislang attraktivsten Arbeitsmarktteile aufmischt
Care&Climate-Society: Was nach der Wissensgesellschaft kommt
Erfahrungen für den Epochenbruch: Wie sich Wissensarbeitende heute schon auf eine KI-geprägte Arbeitswelt vorbereiten können
Wer sich beruflich mit der Zukunft beschäftigt, sollte auch ab und zu einen Blick zurück in die (eigene) Vergangenheit werfen. Das hilft nicht nur dabei, die längeren Entwicklungslinien zu erkennen. Es wird auch deutlich, wie stark unsere Wahrnehmung künftiger Optionen durch unsere jeweilige Gegenwart geprägt ist. Für die Entwicklung der Arbeitswelt haben mir das zwei Beispiele besonders vor Augen geführt.
Etwa im Jahr 2005 zog ich mit Vertretern der Handwerkskammer Halle durch die Landkreise, um die Branche auf den bevorstehenden Einbruch bei den Bewerbern für Ausbildungsplätze vorzubereiten. Die Rechnung war einfach: Die Geburtenzahlen hatten sich etwa halbiert, entsprechend würden sich später auch die Zahl der Schulabgänger und schließlich auch der Bewerber drastisch reduzieren. Trotzdem wurden wir als versponnene Wissenschaftler belächelt, schließlich kam nach Erfahrung der versammelten Handwerksmeister und -meisterinnen auf jede Lehrstelle ein Vielfaches an Bewerbern – bis sich wenige Jahre später die Situation grundlegend änderte.
Etwas Ähnliches passierte im Jahr 2014. Wissenschaftler der Oxford Universität veröffentlichten eine Prognose, wie viele Berufe und Tätigkeiten bis zum Jahr 2035 automatisierbar sein würden. Auch von Künstlicher Intelligenz war dabei schon die Rede. Die Forschenden kamen auf eine Quote von 47 Prozent für die USA. Vergleichbare Studien für die Bundesrepublik und einzelne Regionen bzw. Bundesländer ergaben teilweise noch drastischere Werte. Bemerkenswert an der Oxford-Studie und ihren deutschen Pendants war aber nicht nur der prognostizierte Anteil an bedrohten Jobs. Es war vielmehr die bis dahin wenig diskutierte Möglichkeit, dass nicht nur einfache Produktionstätigkeiten, sondern auch viele kognitive Tätigkeiten betroffen sein würden, etwa von Juristen, von Ingenieuren, von Wissensvermittlern. Sogar die lange als unantastbar geltenden kreativen Tätigkeiten wurden in der Studie als Gegenstand möglicher Automatisierungen genannt. Die Aufregung war groß, aber da die damaligen Erfahrungen andere waren, verschwand sie gemeinsam mit der Angst vor Arbeitslosigkeit so schnell, wie sie gekommen war.
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