'Du musst ein Schwein sein in dieser Welt', röhrte einst die Popgruppe 'Die Prinzen' fernab jeglicher Political Correctness. Managementtrainings dagegen sind selbstverständlich politisch korrekt. Anderen mit Misstrauen begegnen? Nicht ganz fair taktieren oder gar missliebige Kollegen bewusst ins offene Messer laufen lassen? - Pfui Teufel, so etwas steht auf keiner Agenda.
In der geschützten Atmosphäre des Seminars werden vielmehr Eigenschaften und Verhaltensweisen wie Teamfähigkeit, Kollegialität und Fairness hochgehalten. Und nicht nur dort: Die Zahl der Managementbücher und -artikel, die Führungskräften eine kooperative, entgegenkommende, empathische und vertrauensvolle Haltung abverlangen, ist Legion. Und selbstverständlich ist die Forderung nach Teamfähigkeit auch Bestandteil nahezu jeder Stellenanzeige.
Über Aggressionen dagegen spricht niemand. Sie sind ein Tabuthema - zumindest wenn es um die eigenen geht. Dass andere aggressiv sind - keine Frage. Doch wer heftet sich schon gern selbst das Negativ-Etikett ans Revers? So schweigt man vornehm über die eigene Aggressivität - und lebt sie gleichzeitig mehr oder weniger unbewusst und ziellos aus.
Oder man ignoriert und unterdrückt seine Aggressivität eingedenk der Selbstauflage, stets kooperativ, teambewusst und fair sein zu müssen. Das kann sogar so weit gehen, dass jemand glaubt, noch nicht einmal die zu besitzen, sich gegen Widersacher durchzusetzen.
Anders jedenfalls lässt es sich nicht erklären, dass vor einigen Jahren aus Managementkreisen der Ruf nach einem Training laut wurde, das dabei hilft, Aggressionen nicht etwa ab-, sondern vielmehr gezielt aufzubauen.
Extras:
- So finden Sie den richtigen Biss im Berufsleben - acht Verhaltensregeln
- Service: Kurzrezensionen zweier Bücher zu den Themen 'Positiv-aggressive Verhaltenweisen' bzw. 'Durchsetzungsstärke' sowie zwei Tipps für Seminare, in denen der positive Einsatz von Aggressionen respektive Durchsetzungsstärke trainiert wird