Das war die didacta 2004: über 90.000 Besucher vom 9. bis 13. Februar in Köln. Und im Bereich Weiterbildung/Beratung ein ebenso prominenter wie hoch dotierter Berater mit Musik im Koffer. Reinhard
Das war die didacta 2004: über 90.000 Besucher vom 9. bis 13. Februar in Köln. Und im Bereich Weiterbildung/Beratung ein ebenso prominenter wie hoch dotierter Berater mit Musik im Koffer.
Reinhard Sprenger lehnte lässig an der Wand des Trainer-Cafés. Moderator Georg Tschöke schob die mitgebrachte CD in die Anlage, wählte Song zwei, und da ertönte er, der 'Samariter Blues': 'Bitte hilf mir nicht, es ist auch so schon schwer genug. Hilf mir bitte nicht, es ist schon gut... Nur der Selbstversuch macht klug. Lass mich doch mal machen, ich werd’s schon selber tun', erklang die Stimme von Sprenger, dem wohl bekanntesten Berater Deutschlands, aus den Lautsprechern der Kölner Messehallen. Einige Besucher klatschten beherzt zu den Klängen, andere konzentrierten sich gespannt auf die vertonten Thesen aus Sprengers Buch 'Die Entscheidung liegt bei Dir'.
Führungskäfte sollen nicht bemuttern
Mit dem musikalischen Intermezzo - einer Forderung an die Führungskräfte, ihre Mitarbeiter nicht zu bemuttern - erlebten die Besucher das Highlight der diesjährigen Bildungsmesse didacta im Bereich Weiterbildung/Beratung: einen prominenten Berater mit Musik im Aktenkoffer. Sprenger bescherte dem Trainer-Café volle Sitzplätze, wenngleich ihn die anwesenden Weiterbildner auf dem Podium nur zögerlich und eher ehrfürchtig mit Fragen bedachten. Doch auch jenseits von Sprengers Auftritt war die Messe ein Erfolg. Über 90.000 Besucher fanden den Weg vom 9. bis 13. Februar 2004 in die Kölner Messehallen, eine enorme Steigerung im Vergleich zu den nur 49.000 Besuchern im vergangenen Jahr in Nürnberg. Auch die Weiterbildner waren größtenteils mit der Resonanz in ihrer Halle, der Halle 12.2, zufrieden. Bernhard Laukamp vom Trainertreffen Deutschland beispielsweise sprach von nahezu 2.800 Gesprächskontakten, die die Aussteller des von ihm organisierten Gemeinschaftsstandes hatten.
Noch mehr von Sprenger konnten interessierte Weiterbildner übrigens während des erstmals veranstalteten, die didacta begleitenden Kongresses 'Abflug in den Aufschwung' hören. Vor immerhin 120 Teilnehmern sprach der Berater über Personalentwicklung und Führung. 'All I want is a good pair of hands. Unfortunately I must take them with the person attached', zitierte er Henry Ford gleich zu Beginn. Die provokante These gebrauchte Sprenger, um darauf aufmerksam zu machen, worin seiner Ansicht nach der Fehler der Personalentwicklung liegt: 'Personalentwicklung unterstellt, dass der Mitarbeiter ein defizitäres Wesen ist.' Statt zu nutzen, was die Menschen mitbringen und sie entsprechend ihrer Talente richtig einzusetzen, würden Personalentwickler an der Nivellierung des Besonderen der Mitarbeiter arbeiten. Entsprechend warnte er die Trainer davor, sich als 'Menschenmacher' zu verstehen, entsprechend eindringlich appellierte er an die Führungskräfte: 'Ihr habt keinen Erziehungsauftrag und keinen Therapievertrag. Führung ist zunächst Talentemanagement. Und Talente sind je nach Kontext Stärken oder Schwächen.' Das Ziel von Training indes sieht Sprenger in der Erhöhung der Wahlmöglichkeiten bzw. der Förderung der Selbstverantwortung.
Dass ihm letztere besonders am Herzen liegt, zeigen nicht zuletzt Sprengers Bücher mit Titeln wie 'Aufstand des Individuums' und 'Das Prinzip Selbstverantwortung'. Fragend wandte sich der Berater aus Essen an sein Publikum: 'Was glauben Sie, warum rennen die Menschen zum Betriebsrat?' Den Antworten des Publikums entgegnete er: 'Alles richtig, aber zu psychologisch beantwortet. Die Antwort lautet: weil es ihn gibt.' Und damit schloss Sprenger den Kreis zu seinem Song über die Entmündigung: Bitte hilf mir nicht!