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Weiterbildungstests: Österreich führt sie ein; Deutschland fährt sie zurück

Sie sollen Wissen vermitteln; doch manche Informationen halten Weiterbildungsanbieter gerne zurück. Nur bei der Hälfte aller Seminaranbieter in Österreich sind etwa die Allgemeinen Geschäftsbedingungen einsehbar. Das monierte die Arbeiterkammer (AK) Wien. In einer aktuellen Untersuchung überprüfte die AK rund 30 Lehrgänge aus unterschiedlichen Bildungsbereichen.

Ein Ergebnis: Ein Drittel der Anbieter konnte selbst auf telefonische Nachfrage hin keine genauen Angaben zu den Kosten des Kurses oder finanziellen Fördermöglichkeiten machen. Über Stornobedingungen, Kündigungs- oder Rücktrittsmodalitäten konnte nur die Hälfte der untersuchten Anbieter Auskunft geben. Mit Hilfe der Weiterbildungstests sollen Kunden für ihre Rechte sensibilisiert und damit Anbieter zum Umdenken bewogen werden.
Verbesserungen des Angebotes durch Tests – das hat in Deutschland bereits funktioniert: 'Etwa ein Drittel der beanstandeten Weiterbildungsanbieter hat die Defizite nach einer Prüfung behoben', gibt Dr. Walther Kösters ein Beispiel. Der Politikwissenschaftler leitete von 2002 bis 2007 die Abteilung Weiterbildungstests bei der Stiftung Warentest, die die anerkanntesten Weiterbildungstests in Deutschland durchführt.

Ob Stiftung Warentest diesen Einfluss auf die Branche auch weiterhin ausüben kann, ist jedoch fraglich. Der Grund: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das die Weiterbildungstests seit 2002 finanziert, hat die Prüfungen Ende 2007 zwar vom Test- in den Regelbetrieb überführt, gleichzeitig aber die Mittel drastisch reduziert. Zwei Millionen Euro standen den Testern bisher jährlich zur Verfügung. Jetzt wird stufenweise über 1,4 (2008) und 1,2 Millionen (2009) auf eine Million reduziert.

Das Fatale: 'Auf eine solche Mittelkürzung waren wir überhaupt nicht vorbereitet', erklärt Kösters. Hals über Kopf musste Stiftung Warentest Stellen streichen, die Abteilung Weiterbildungstests wurde aufgelöst. Auch Kösters musste Ende 2007 seinen Stuhl räumen. 'Wo keine Abteilung, da kein Abteilungsleiter', erklärt er lakonisch.
Für die Weiterbildungstests in Deutschland sieht Kösters schwarz. 'Es müssen jährlich mindestens 20 Tests durchgeführt werden, damit diese von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden', zitiert er eine Studie. Dieses Pensum sei von den zehn verbliebenen Mitarbeitern aber nicht zu bewältigen. Seine Befürchtung: 'Das Instrument der Weiterbildungstests wird seine mühsam erworbene Bedeutung unter diesen Bedingungen wieder verlieren.'
Autor(en): (com)
Quelle: Training aktuell 05/08, Mai 2008
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