Seine Krawatte ist lila-weiß gestreift, sein Hemd schwarz, das Sakko darüber auch. Allerdings in einer anderen Schattierung, die beiden Farbtöne beißen sich. Wer dieses Video auf der Website eines Kommunikations- und Präsentationstrainers anguckt, ist zunächst gebannt von der schrägen Farbkombination seines Outfits – die ersten Sätze seiner Präsentation rauschen daher ungehört am Zuschauer vorbei. Irritierend ist auch, dass dem Trainer eine Haarsträhne wie eine Antenne vom Kopf absteht, die bei jeder Bewegung mitwippt. Sich auf den Inhalt zu konzentrieren – das ist für den Betrachter praktisch unmöglich. Er klickt nach kurzer Zeit weg.
Das Beispiel des Kommunikationstrainers ist kein Einzelfall: Im Internet wimmelt es nur so von unprofessionellen Trainer-Videos. Da sieht und hört man:
- Frauen mit kieksender Stimme, dicken Muster-Mix-Schals und überdimensionalen Schmuckstücken.
- Männer mit glänzender Stirn, spiegelnder Brille und flimmernden, weil zu klein gemusterten Krawatten.
- Trainer, die so schlecht ausgeleuchtet sind, dass ihnen ihre Mundfalten einen herben Zug verleihen.
- Berater, die nur von hinten angeleuchtet sind und deren Augen deshalb im Schatten liegen.
- Coachs, die einen auswendig gelernten Text herunterbeten, oder solche, die einen hinter der Kamera platzierten Text ablesen und dabei den Hals recken müssen.
- Unmögliche Bildhintergründe: Halbe Türrahmen ragen da ins Bild, nur zur Hälfte lesbare Flips oder gar die häusliche Wohnzimmercouch in senfgelbem Leder.
Solch misslungene Videos können durchaus potenzielle Auftraggeber vergraulen. Denn die gehen in der Regel davon aus, dass ein Trainer wie der aus dem vorgenannten Beispiel 'in echt' genauso unprofessionell ist, wie er im Video rüberkommt – und dafür würde kein Kunde Geld ausgeben. Dabei ist dieser Trainer in Wirklichkeit vermutlich nicht nur sympathisch, sondern auch professionell – nur sein Video ist es eben nicht.
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