Stellen Sie sich vor, Sie wären – wie man in Westfalen sagt – gut durch den Winter gekommen, ergo: Sie haben ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Und nun möchten Sie – diszipliniert wie Sie nun mal sind – ein wenig abnehmen. Da Sie bereits von Bekannten wissen, wie schwierig diese Pfunde-Purzelei sein kann, beschließen Sie, ein wenig externe Hilfe könne wohl nicht schaden. Sie wenden sich also an einen Ernährungsberater Ihres Vertrauens. Und dort bekommen Sie als erstes den folgenden Ratschlag: 'Oh, das ist ganz einfach: Wenn Sie weniger wiegen wollen, dann ist es am besten, wenn Sie erst mal Gewicht verlieren!'
Fühlten Sie sich verarscht? Wären Sie verärgert? Würden Sie Ihr Geld zurückverlangen? Und falls ja: Warum bloß? Tatsache ist nämlich, dass uns Ratschläge der gleichen Güteklasse täglich zu Hunderten um die Ohren gepfeffert werden. Problem: Was uns in handfesteren Gefilden wie dem Thema Gewichtsreduktion unmittelbar als fadenscheinig auffällt, akzeptieren unglaublich viele Menschen als 'Kolumbus sein Ei', wenn es um psychologische Belehrungen aus den Bereichen Lebensführung und Berufserfolg geht. Ein paar Beispiele, willkürlich zusammengestellt:
- Sie müssen einfach positiv denken, das ist die Grundlage des Erfolgs!
- Sie müssen Ihre Ängste überwinden, dann steht Ihnen alles offen!
- Sie müssen Ihrem Chef einfach offen sagen, dass Sie mehr Gehalt wollen!
Damit wir uns nicht falsch verstehen: All diese Ratschläge sind sachlich (mehr oder weniger) korrekt. Aber: Sie sind trotzdem für 95 Prozent aller Adressaten komplett nutzlos! Denn das entscheidende Quantum an Information, nämlich das 'Wie geht das genau?' oder auch das 'Welche Voraussetzungen an bzw. in mir muss ich zunächst verändern, damit ich überhaupt in der Lage bin, diesen Ratschlag umzusetzen?' wird leider unterschlagen.