Zwanzig Mitarbeiter sitzen in einem Stuhlkreis. Zu ihnen spricht zunächst der Geschäftsführer. Er eröffnet den Teamtag mit salbungsvollen Worten – und merkt nicht, was während seiner Rede passiert: Die Gruppe macht dicht. Als schließlich der Trainer übernimmt, ist die Ablehnung im Raum fast körperlich spürbar, das schweigende Gebrüll kaum zu überhören. Der Trainer bittet die Gruppe daraufhin sich vorzustellen, sie wären zufällig in dem Raum gelandet, wie ein außenstehender Betrachter, der nichts mit den Anwesenden zu tun hat und keine Ahnung hat, worum es hier geht. 'Was nehmen Sie wahr? Was könnte das für eine Veranstaltung sein? Was sehen Sie?' fragt er in die Runde.
Die Antworten kommen zögerlich: 'Alle blicken ernst und wirken angespannt', 'Alle schauen kritisch oder abweisend, als hätten sie etwas zu befürchten', 'Jeder versucht, so wenig wie möglich aufzufallen', 'Das hier ist bestimmt eine Schulung.' Den letzten Satz greift der Trainer auf: 'Was bedeutet Schulung für Sie?' Antwort: 'Dass man vortreten muss und sich vor den anderen blamiert.'
Vermutlich kennt fast jeder Trainer solche oder ähnliche Situationen. Volljährige Menschen mit viel Erfahrung und beruflicher Expertise sitzen in einem Seminarraum und fühlen sich unmündig und klein. Alle möglichen Befürchtungen stecken in ihnen, die zum Teil noch aus der Schulzeit herrühren. Lerne ich hier etwas? Kann ich mit den anderen mithalten? Werde ich mich blamieren? Solche Ängste blockieren die Teilnehmer und versperren ihnen den Zugang zu neuem Wissen.
Der Coaching-Ansatz inner game kann hier helfen. Er basiert auf der Erkenntnis, dass sich unser 'inneres Spiel', also die Vorgänge in unserem Inneren, erheblich auf unser 'äußeres Spiel', unsere Handlungen, auswirkt und dieses im Positiven wie im Negativen beeinflusst. Trainieren mit inner game heißt daher, den ganzen Menschen mit seinen unterschiedlichen Anlagen, Fähigkeiten und Emotionen, aber auch mit seinen Hemmungen, Zweifeln und Ängsten in den Lernprozess einzubeziehen. Im Mittelpunkt steht die Auflösung alter Konditionierungen, Glaubenssätze und Einstellungen, die einen freien Umgang mit unseren Bewegungsmöglichkeiten (im Körper und im Kopf) behindern.
Extras:- Infokasten: Kurzerläuterung des Ansatzes 'Inner Game'
- Infokasten mit vier Beispielen für Bewegungselementen für den Einsatz im 'Inner Game'