Der Markt für Trainerausbildungen boomt seit Jahren. Doch die meisten Angebote haben ein gravierendes Manko: Nur selten ist die Supervision des Trainerverhaltens in realen Seminarsituationen verbindlicher Bestandteil der Qualifizierung. Dabei belegen die Befunde der Forschung zum Expertise-Erwerb, wie wesentlich Supervisionen zum Kompetenzerwerb und -ausbau beitragen können. Bei anderen Ausbildungen, etwa von Coachs oder Psychotherapeuten, sind Supervisionen daher seit Jahren obligatorisch.
Die besondere Relevanz von Supervisionen resultiert aus der Tatsache, dass Trainer-Novizen, denen Kompetenz und Erfahrung noch fehlen, in Entscheidungssituationen auf ihr implizites, also unbewusstes, Wissen zurückgreifen, das aber oftmals naiv geprägt ist und auch auf falschen Annahmen basieren kann. Bleibt dieses implizite Wissen im Kontext der beruflichen Erfahrungen unreflektiert, festigen sich diese Strukturen. Die Folge: Trainer stagnieren in ihrer Entwicklung, statt zum Profi zu reifen. Daher benötigen Jung-Trainer die Chance, ihr implizites Wissen zu hinterfragen und auszubauen. Dazu bedarf es vor allem konkreter Erfahrungen in der beruflichen Praxis. Gemäß dem Spruch 'Übung macht den Meister' ist das Handeln in vielen unterschiedlichen Fällen nötig, damit die prototypischen Situationsklassen nebst passenden Handlungswegen entwickelt werden können.
Was damit gemeint ist, verdeutlicht folgendes Beispiel: Ein noch unerfahrener Trainer erlebt immer wieder, dass Teilnehmer zu spät aus der Pause kommen, so dass er nicht pünktlich beginnen kann. Mit dem Supervisor entwickelt er nun z.B. folgendes Verhalten: Außer auf selbstwertstärkende Affirmationen ('Die sind noch mit ihren Themen beschäftigt und haben nicht mitbekommen, dass ich beginnen möchte.') kommt es auf das Verhalten des Trainers an. Er soll nach der Devise handeln: 'Ich beginne mit den Anwesenden pünktlich. Erst wenn das mich störende Verhalten immer wieder auftritt, spreche ich es an.'
Die allgemeine Regel bei diesem Trainerverhalten wäre: Durch das Verhalten zeigen, was getan wird (pünktlich beginnen = Modellverhalten), in Kombination mit einer Verstärkung des erwünschten Teilnehmerverhaltens, etwa den Anwesenden beiläufig Aufmerksamkeit schenken durch ein Lächeln bzw. kurzen Blickkontakt. Erst wenn diese niedrigschwellige Intervention nicht funktioniert, steigere ich mich, d.h. ich spreche es an.
Extra:- Zwei weiterführende Literaturtipps