'Die betriebliche Weiterbildung hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung und einen außerordentlichen Stellenwert erreicht', resümierte Ulrich Gruber, neuer Vorsitzender der Mitgliederversammlung des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung. Anlaß zu dem optimistischen Blick in die Zukunft der Weiterbildung war die Veröffentlichung der Erhebung 'Betriebliche Weiterbildung 1992', die das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) unter Federführung von Reinhold Weiß durchgeführt hat.
Daß die Betriebe die wichtigsten Träger der beruflichen Weiterbildung sind, ist unbestritten und mit Zahlen belegbar. Über den genauen Umfang, die Lernbereiche und auch die finanziellen Aufwendungen für die Weiterbildung liefert die Hochrechnung 'Betriebliche Weiterbildung `92' erstmals Daten. Das IW wertete dafür eine schriftliche Befragung an 1450 Unternehmen - vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Großbetrieb mit mehr als 5.000 Beschäftigten - aus.
Die Lernbereiche: 97 % der Unternehmen haben mindestens eine der folgenden Weiterbildungsformen ständig oder häufig eingesetzt:
• Lernen in der Arbeitssituation ( Unterweisungen, Einarbeitungsmaßnahmen durch Kollegen, Vorgesetzte, Trainer, Trainee-Programme, job rotation, Workshops)
• selbstgesteuertes Lernen (Lektüre von Fachliteratur, Training mit Lernprogrammen, Leittexten, Video- und Tonkassetten, CBT, Fernunterricht)
• Informationsveranstaltungen (Fachvorträge, Fachtagungen, Erfahrungsaustauschkreise, Fachmessen)
• externe Lehrveranstaltungen (Seminare, Lehrgänge)
• interne Lehrveranstaltungen (Seminare, Lehrgänge)
• Umschulungsmaßnahmen.
Der Umfang: Insgesamt entfallen auf das Lernen in der Arbeitssituation rund 45 % des gesamten Weiterbildungsvolumens. An zweiter Stelle folgen interne (15,5 %) und externe Lehrveranstaltungen (16,6 %). Informationsveranstaltungen und selbstgesteuertes Lernen kommen jeweils auf einen Anteil von rund 10 %. Umschulungsmaßnahmen machen nur etwa 2 % aus.
Die finanziellen Aufwendungen: Im Jahr 1992 investierten die Betriebe 36 Milliarden Mark in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (in den 70er Jahren waren es 2 Mrd. Mark, in den 80er Jahren 8 Mrd. Mark). Die Kosten verteilen sich wie folgt:
• 18,7 Mrd. Mark für Lehrveranstaltungen
• 9,1 Mrd. Mark für das Lernen in der Arbeitssituation
• 1,6 Mrd. Mark für Informationsveranstaltungen
• 1,5 Mrd. Mark für das selbstgesteuerte Lernen
• 1,3 Mrd. Mark für Umschulungsmaßnahmen
• 4,2 Mrd. Mark für Weiterbildungspersonal und sonstige Kosten.
Pro Mitarbeiter wurden fast 2.000 Mark für die Weiterbildung aufgewendet. Die Kosten für die Weiterbildungsmaßnahmen sind seit 1987 vergleichsweise moderat gestiegen. Dies liegt zum einen daran, daß die Unternehmen anstelle externer Veranstaltungen immer mehr praxisbezogene und arbeitsplatznahe interne Maßnahmen durchführen. Außerdem finden Seminare zunehmend außerhalb der Arbeitszeit statt. Die Bereitschaft, die eigene Freizeit für die Weiterbildung einzusetzen, ist ebenfalls gestiegen. Reinhold Weiß vom IW: 'Die Mitarbeiter erkennen zunehmend die Bedeutung der Weiterbildung als Investition in die eigene Zukunft.'