Lebenslang lernen und sich ständig weiterbilden – diese Anforderung wird auch an die Weiterbildner herangetragen. Doch in welchen Bereichen haben die Lehrenden überhaupt Lernbedarf? In welchem Spannungsfeld stehen ihre Qualifizierungswünsche? Antworten auf diese Fragen lieferte eine Tagung, die Ende November 2008 in Bonn stattfand.
'Weiterbildungsangebote für Bildungspersonal in der Erwachsenenbildung' standen auf der Agenda der gleichnamigen Tagung am 18. und 19. November 2008 in Bonn. Rund 60 Teilnehmer waren der Einladung der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BIBB) gefolgt, um zu diskutieren, warum das Thema Weiterbildung für Weiterbildner aktueller ist denn je.
Einige Antworten auf diese Frage lieferte Dorothee Schwendowius. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Pädagogik und Erwachsenenbildung/Weiterbildung der Universität Flensburg eröffnete die Veranstaltung mit einer Bestandsaufnahme und präsentierte Ergebnisse der europäischen Studie 'Adult Learning Professions in Europe'. Deren Zielsetzung: Erkenntnisse über den Stand der Professionalisierung sowie den beruflichen Werdegang und die Arbeitssituation von in der Erwachsenenbildung Tätigen zu liefern. Schwendowius beschränkte sich bei ihren Ausführungen auf die Länderberichte zu Deutschland und Österreich. Eines der überraschenden Ergebnisse: Ein Drittel der in Deutschland tätigen Erwachsenenbildner hat keine pädagogischen Qualifikationen. Viele sind Quereinsteiger, bringen daher Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen mit. Eine Investition in die eigene Entwicklung liegt allerdings auch noch aus anderen Gründen nahe: 'Erwachsenenbildner sehen sich verstärkt mit neuen Angebotsformen wie E-Learning und fachübergreifenden Veranstaltungen konfrontiert', so Schwendowius.
Bildungsbiografien werden komplexer
Eine weitere Herausforderung für die Lehrenden stellen laut Studie die Teilnehmerstrukturen dar, die starken Veränderungen unterliegen: 'Die Zielgruppe von Weiterbildung wird aufgrund der verschiedenen sozio-kulturellen Milieus immer differenzierter. Sie zeichnet sich durch eine zunehmende Vielschichtigkeit von Berufs- und Bildungsbiografien aus.' Nötig sei eine Veränderung der Rolle des Lernenden. Schwendowius: 'Erwachsenenbildner müssen individuelles Lern- und Leistungsverhalten besser beachten und individualisierte Lernprozesse anbieten.'
Trotz des Bedarfs an Qualifizierung ist Weiterbildung für Weiterbildner kein einfaches Thema, betonte die Wissenschaftlerin: 'Weiterbildner müssen momentan ein drastisches Absinken der Bezahlung sowie mangelnde soziale Absicherung verkraften', zitierte sie weitere Ergebnisse der Studie. 'Wie können Honorarkräfte unter diesen Bedingungen überhaupt an längeren Weiterbildungen teilnehmen?', so ihre Frage. Von diesen Schwierigkeiten sei fest angestelltes Personal im Übrigen nicht ausgenommen: „Die Finanzierung von Weiterbildung wird allerorten abgebaut. Weiterbildung wird zunehmend an die Teilnehmer selbst delegiert', zog Schwendowius Bilanz.
Ein neues EU-Programm fördert Weiterbildner
Die Quintessenz dieser Ergebnisse brachte Dr. Dirk Koob so auf den Punkt: 'Wir müssen den pädagogischen Pfeiler der Weiterbildner stärken', forderte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE).
Wie erste Schritte in diese Richtung aussehen können, zeigte Klaus Fahle auf. Der Geschäftsführer der Nationalen Agentur stellte einige Projekte der Europäischen Kommission vor, die die persönliche und individuelle Weiterbildung der Erwachsenenbildner zum Gegenstand haben. 'Ab 2009 gibt es die Möglichkeit, Assistenzen in der Weiterbildung zu fördern', kündigte er an. 'Ähnlich wie bei der Fremdsprachenassistenz haben Erwachsenenbildner die Möglichkeit, vor dem Einstieg als professionelle Dozenten ein halbes Jahr im europäischen Ausland zu praktizieren und dort erste Erfahrungen zu sammeln.'
Studie benennt Weiterbildungswünsche der WeiterbildnerKurzum: Dass Weiterbildung für Weiterbildner wichtig ist, in diesem Punkt waren sich die Tagungsbesucher einig. Doch welche Anforderungen stellen die Pädagogen an die eigene Fortbildung? In welchen Bereichen wünschen sie sich Unterstützung? Antworten auf diese Fragen liefert ein Forschungsprojekt, dessen vorläufige Ergebnisse ebenfalls in Bonn vorgestellt wurden. Ihr Titel: 'Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung und Verbesserung der Chancengerechtigkeit durch Kompetenzförderung von WeiterbildnerInnen'. Kurz: KomWeit.
Kurse zur Didaktik sind begehrt
Seit Sommer 2007 wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geforscht, und die ersten Ergebnisse legen offen, für welche Weiterbildungsinhalte sich Dozenten interessieren: Methoden und Didaktik stehen ganz oben auf der Wunschliste. Auf Platz zwei folgt das Sujet 'Motivation von Teilnehmern'. Wenig Interesse haben die Lehrenden laut Studie hingegen an Lerntheorien. Dass Weiterbildner als Kunden eine kritische Klientel sind, zeigt ein weiteres Studienergebnis: Bei der Auswahl ihrer Fortbildung prüfen Dozenten im Vorfeld genau, was ihnen der Kurs bringen wird. 'Die Nutzenerwartung entscheidet darüber, ob der Weiterbildner an einer Weiterbildung teilnimmt', erklärte Dr. Aiga von Hippel von der LMU München, die die Untersuchung durchführt.
Weiterbildner lernen am liebsten in Workshops
Aus der starken Nutzenorientierung ergibt sich auch ein weiteres Studienergebnis: Weiterbildner bevorzugen Workshops, wenn sie selbst lernen wollen. 'Workshops sind kurz und kompakt und haben einen hohen Praxisbezug', begründet Dr. von Hippel die Bevorzugung dieser Lernform. Der Pragmatismus der Erwachsenenbildner geht meist noch weiter: Viele Teilnehmer schätzen es, wenn sie aus ihrer Fortbildung Unterlagen mitbringen, die sie für die eigenen Kurse einsetzen können, zitierte die wissenschaftliche Mitarbeiterin aus ihren Studienergebnissen. Kurse zu finden, die all diesen Ansprüchen genügen, fällt den Weiterbildnern jedoch nicht leicht. 'Das Angebot ist inhaltlich oft nicht befriedigend', brachte eine Tagungsteilnehmerin das Dilemma auf den Punkt. Die Auswahl von geeigneten Weiterbildungen ist für die Profis also auch nicht einfacher als für die Laien.