Von massiven Auftragseinbrüchen sprechen die einen, die anderen wollen von einer Krise nichts mitbekomen haben – ein Stimmungsbild unter Fremdsprachentrainern ergibt ein uneinheitliches Bild. Klar ist: Die Rezession wird das Angebot des Marktes verändern. Unklar ist, ob die Fördermittel der Bundesagentur für Arbeit den Anbietern nützen.
Der Blick auf die Besucherzahlen beruhigt: 255 Teilnehmer zählte die Konferenz Sprachen & Beruf im Juni 2009 in Düsseldorf. Kein Minus im Vergleich zum Vorjahr. 'Wir sind zufrieden', gab der Veranstalter, die Berliner ICWE GmbH, erleichtert zu Protokoll. Doch als Stimmungsbarometer für die Lage der Sprachtrainer kann die Teilnehmerzahl nicht gelten – manche Weiterbildungsanbieter mussten in den vergangenen Monaten drastische Umsatzrückgänge hinnehmen.
Die Automobilzulieferbranche spart an Sprachtrainings
'Wir haben im ersten Halbjahr 2009 einen Auftragseinbruch von rund 50 Prozent erlebt', berichtete ein Anbieter, der nicht genannt werden möchte. Andere sprachen hinter vorgehaltener Hand gar von einer gefährdeten Existenz. Besonders schwierig ist die Situation für diejenigen Anbieter, deren Kunden stark von der Krise betroffen sind. So spart vor allem die Automobilzulieferindustrie an Fremdsprachenkursen und interkulturellen Teamtrainings. Relativ ungebrochen ist hingegen die Nachfrage von Pharmaunternehmen. Dementsprechend selbstbewusst zeigte sich Ronald-Martyn Pickup von Language and Intercultural Training, Bayer Business Services GmbH, auf einer Podiumsdiskussion auf der Konferenz: 'Wir haben von der Krise bisher wenig mitbekommen', erklärte Pickup.
Spanischkurse sind gefragt
Wie stark das Geschäft gelitten hat, hängt nicht nur von den Kunden ab, sondern auch vom eigenen Angebot. Eine gute Basis haben diejenigen Sprachkursanbieter, die neben Englisch andere Sprachen vermitteln. Gestiegen sei insbesondere die Nachfrage nach Spanischunterricht, hat Ronald-Martyn Pickup beobachtet. In Trainings investieren die Unternehmen nach wie vor, wenn konkrete Auslandsentsendungen anstehen. 'Werden leitende Mitarbeiter ins Ausland gesandt, erhalten sie auf jeden Fall eine Schulung', so eine Erfahrung von Adrian Pilbeam von LTS training and consulting. Als verzichtbar gelten vielen Unternehmen in der Krise hingegen Kurse, die auf die allgemeine Kompetenzentwicklung in puncto interkulturelle Kommunikation zielen – hier wird vielerorts gespart, indem Kurse ganz gestrichen oder erst einmal verschoben werden.
Die Kunden haben genaue Vorstellungen
An einem Trend kommen die Anbieter nicht vorbei: Sprachtrainings und interkulturelle Schulungen werden von den Unternehmen nicht mehr aufs Geratewohl gekauft. Die Kurse sind heutzutage bis ins Detail geplant hinsichtlich Themenschwerpunkt, Soft Skills und Methodik, berichtet Ronald-Martyn Pickup von Bayer Business Services GmbH.
Neue Konkurrenz durch die Förderprogramme?
Kritisch diskutiert wurden auf einer Podiumsdiskussion die Förderprogramme der Bundesagentur für Arbeit, die das Weiterbildungsengagement der Unternehmen ankurbeln sollen. Den Weiterbildungsanbietern nutzen die Programme nur bedingt, so der Tenor. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist das Budget, das die Bundesagentur bereit stellt, gering. Durchschnittlich rund fünf Euro pro Unterrichtsstunde und Teilnehmer sind bei einer Kursdauer von 80 Stunden vorgesehen. Dieser Satz ist für wenige Dienstleistungsunternehmen attraktiv. Zum anderen können nur solche Weiterbildner von den Fördergeldern profitieren, die die von der Arbeitsagentur geforderte Zertifizierung vorweisen können. Andere trifft das fehlende Siegel hart: Es komme vor, dass sich Kunden von ihrem langjährigen Bildungspartner trotz hoher Zufriedenheit trennen, um zu einem förderfähigen Anbieter zu wechseln, berichtete ein Kongressteilnehmer.