'Seien Sie pünktlich aus der Pause zurück!' 'Lassen Sie einander ausreden!' 'Schalten Sie Ihr Handy ab!' – Seit langem halte ich solche Regelvorgaben im Seminar für eine kontraproduktive Infantilisierung von Erwachsenen. Denn ich bin überzeugt, dass die Normen für eine gedeihliche Zusammenarbeit – falls überhaupt nötig – zwischen Teilnehmern und Trainern erarbeitet werden sollten. Doch mit meiner Maxime selbstverantwortlich gestalteter Lernprozesse stieß ich in einem Seminar mit Nachwuchsführungskräften an meine Grenzen.
Im Raum waren 15 Personen im Alter von Mitte bis Ende 20. Die Beteiligung war hervorragend, die Diskussionen lebhaft, das Engagement bei den Übungen vorbildlich. Doch immer wieder fielen sich die jungen Leute gegenseitig ins Wort, nutzten den unvollendeten Halbsatz ihres Vorredners für eigene Beiträge und fummelten dabei gleichzeitig ungeniert auf ihren Tablets und Smartphones herum. 'Bemerken Sie eigentlich, wie wir gerade miteinander kommunizieren?', wechselte ich, einen Anflug von Ärger vermeidend, auf die Meta-Ebene. Nein, sie bemerkten rein gar nichts, waren gut gelaunt und hatten das Gefühl, vom Workshop zu profitieren. Eine Reflexionsrunde über die Inhalte und Erkenntnisse aus den Übungen zeigte, dass sie mit dieser Einschätzung recht hatten. Sie bedienten sich nur, das wurde mir klar, anderer Lern- und Verarbeitungsmechanismen als ihre älteren Kollegen, deren Gehirne ein solches Maß an Multitasking und assoziativem Chaos weniger gut verarbeitet hätten.