'Ist das überhaupt wissenschaftlich belegt?' Diese Frage eines älteren Abteilungsleiters traf mich in einem meiner ersten Führungskräftetrainings eher unvorbereitet. Ich hatte damals das Eisbergmodell erläutert und behauptet, die Auseinandersetzung mit unbewussten Emotionen helfe bei der Bewältigung von Führungsaufgaben. Gerade wollte ich eine entsprechende Übung ankündigen, doch dazu kam ich nicht. Denn als auch andere Teilnehmer die kritische Frage ihres Kollegen mit Kopfnicken und wissendem Lächeln quittierten, war mir klar: Ich brauchte jetzt gute Argumente, um die Gruppe wieder ins Boot zu holen und nicht als 'Psycho-Onkel' abgestempelt zu werden.
Das war das erste Mal, dass ich in einem Training einen Exkurs in die Hirnforschung wagte – mit unerwartetem Erfolg. Seither sind neurowissenschaftliche Erklärungsmodelle für mich ein unverzichtbares Werkzeug, wenn es darum geht, Inhalte zu begründen und die Wirkung von Seminarübungen und Trainingsmethoden transparent zu machen. Denn die Befunde aus der Hirnforschung liefern zu vielen Soft-Skill-Themen schlüssige, wissenschaftlich fundierte Begründungen, die es Seminarteilnehmern erleichtern, sich auf Erfahrungsangebote einzulassen.
Die Teilnehmer reagierten damals auch deshalb kritisch auf das Eisbergmodell, weil sie der Auffassung waren, dass Gefühle bei Sachthemen nur stören. Dass aber Ratio und Emotion getrennt zu behandeln sind, ist von der Hirnforschung gründlich widerlegt worden.
Extra:- Kleine Galerie des Schreckens: Die drei häufigsten Einwände von Teilnehmern - und wie Sie kompetent kontern