Jedes Menschenleben ist ein fein austariertes System: Wenn man an einer Stelle etwas verändert, wirkt es sich an anderen Stellen aus. Wer etwa eine Position im gehobenen Management erobert, erzielt dadurch nicht nur die gewünschte Wirkung, zum Beispiel einen Statusgewinn – er wird auch Zeit für Familie, Freunde, Hobbys verlieren.
Damit ein Klient eine Veränderung konsequent verfolgt, damit sie ihn an ein stimmiges Ziel führt, ist es wichtig, durch ökologische Fragen vorher zu prüfen: Welches Preisschild klebt auf dieser Veränderung? Was muss ein Mensch dafür aufgeben? Und kommt unterm Strich ein gutes Geschäft für ihn dabei heraus?
Zwei Beispiele zeigen, wie sich ökologische Fragen einsetzen lassen:
- Klient: 'Ich will ab nächstem Jahr nur noch vier Tage die Woche arbeiten. Dann habe ich mehr von meinem Leben als jetzt.' Coach: 'Dann würden Sie in Ihrem Team zur Minderheit der Teilzeit-Arbeitnehmer gehören. Welche unerwünschten Folgen könnte das im schlimmsten Fall haben?'
- Klientin: 'Dieser Mitarbeiter ist schon seit Jahren ein Quertreiber. Wenn ich ihn aus meinem Team entferne, kehrt endlich Frieden ein.' Coach: 'Nun hatten Sie ja bestimmt Gründe, den Mitarbeiter dennoch über Jahre im Team zu belassen. Welche seiner Qualitäten haben zu dieser Entscheidung geführt?'
Die meisten Menschen haben nur ihre beabsichtigten Veränderungen im Blick, nicht die unbeabsichtigten Folgen. Aber was, wenn diese Folgen wichtige Bedürfnisse beiseiteschieben? Dann verteidigen diese Bedürfnisse ihr Terrain – still und heimlich. Die Versuche des Menschen, etwas zu verändern, wirken halbherzig; er schlingert, weil ihn zwei innere Kräfte in unterschiedliche Richtungen ziehen.
Der vollständige Beitrag stammt aus dem Buch 'Die 500 besten Coaching-Fragen. Das große Workbook für Einsteiger und Profis zur Entwicklung der eigenen Coaching-Fähigkeiten' von Martin Wehrle, erschienen bei managerSeminare, Bonn 2012, 49,90 Euro
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