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Schwere Geburt: Die Coaching-Zertifizierung des BDP

Fünf Jahre hat es gedauert, hitzige Diskussionen wurden geführt – doch nun steht sie: Die Coaching-Zertifizierung des BDP. Psychologen können sich demnächst zum Coach BDP bzw. Senior Coach BDP zertifizieren lassen.

Dem Themenfeld Coaching widmet sich der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) bereits seit etlichen Jahren. Was viele nicht wissen: Bevor in der Branche zahlreiche neue Coaching-Verbände gegründet wurden und von sich reden machten, organisierte der BDP schon Veranstaltungen zum Thema Coaching. Jetzt wartet der Psychologen-Verband auch mit einem zweistufigen Coaching-Zertifikat auf – allerdings erst, nachdem andere Coaching-Vereinigungen in diesem Punkt längst schneller waren.

'Mit dem Zertifikat wollen wir Psychologen bescheinigen, dass sie in der Lage sind, hochwertige Dienstleistungen kompetent zu erbringen', fasst Dr. Jürgen Smettan, Vorsitzender der Sektion Wirtschaftspsychologie, die Verbandsintention in Worte, für mehr Transparenz und neue Maßstäbe auf dem Coaching-Markt zu sorgen.

Voraussichtlich ab November 2008 können sich Diplom-Psychologen vom BDP zum 'Coach BDP' oder 'Senior Coach BDP' zertifizieren lassen. Die Anforderungen für die Zertifizierungen stehen bereits fest. Derzeit werden noch die formalen Abläufe abgestimmt. Interessierte können jedoch ab sofort ihre Unterlagen einreichen.

Dass der BDP erst jetzt mit einer Zertifizierung auf den Markt tritt, liegt laut Smettan daran, dass es nicht ganz einfach war, sich innerhalb des Verbandes zu einigen. Nachdem die Gruppe der Wirtschaftspsychologen im BDP das Thema bereits vor fünf Jahren aufbrachte, gab es hitzige Diskussionen unter den 12.000 BDP-Mitgliedern. Die Debatten kreisten schon um die Frage, ob ein Zertifikat überhaupt nötig sei, so Smettan. Die einen argumentierten, dass Diplom-Psychologen per se zum Coach qualifiziert seien: 'Jeder Psychologe kann aufgrund seiner Ausbildung coachen. Ein Zertifikat entwertet daher nur das Psychologiestudium', so der Gedanke. Andere Psychologen führten dagegen an, dass man zusätzliche Kompetenzen für ein Coaching benötige, die man z.B. nur durch 'mindestens zehnjährige Berufserfahrung' erwerben könne.

Mit der Kompromisslösung des zweistufigen Zertifikats können laut Smettan vor allem die wirtschaftsorientierten Psychologen zufrieden sein. 'In der Wirtschaft hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass qualifiziertes Coaching die Leistungsfähigkeit steigert', so Smettan. Dabei seien fundierte psychologische Kenntnisse hoch angesehen. Der Sektionsvorsitzende schätzt, dass 20 Prozent der Führungskräfte-Coachs ein Psychologie-Diplom in der Tasche haben. Und diese haben nun die Chance, sich als (Senior) Coach BDP auf neu gedruckten Visitenkarten auszuweisen.

BDP-Zertifikate für Coaches

Wer sich zum Coach BDP bzw. Senior Coach BDP zertifizieren lassen möchte, muss ein abgeschlossenes Psychologie-Studium (Diplom oder Master bzw. gleichwertiger ausländischer Abschluss) vorweisen und die ethischen Richtlinien des BDP schriftlich anerkennen. Die Zertifizierungskosten liegen bei ca. 1.000 Euro. Die Voraussetzungen im Einzelnen:

>> Coach BDP:
mind. 2 Jahre Berufspraxis
mind. 120 Theoriestunden in Sozialpsychologie, Training etc.
mind. 120 Theoriestunden speziell zu Coachings (Settings, Übungen, Diagnostik)
mind. 5 eigene Coaching-Sitzungen (bei einem etablierten Coach)
Facharbeit: Falldokumentation eines Coaching-Auftrags

>> Senior Coach BDP:
mind. 5 Jahre Berufspraxis + spezielle Branchenkenntnisse bzw. Erfahrung in einem Spezialgebiet
mind. 200 Theoriestunden in Sozialpsychologie, Training etc.
mind. 120 Theoriestunden speziell zu Coachings
mind. 5 eigene Coaching-Sitzungen (bei einem etablierten Coach)
Facharbeiten: 5 Falldokumentationen von Coaching-Aufträgen

Autor(en): (Monika Schaake)
Quelle: Training aktuell 09/08, September 2008
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