Roter Faden für Leben und Wirken

„Ich weiß nicht, ob mein Job noch zu mir passt.“, „Irgendwie kann ich mich nicht mehr mit dem identifizieren, was ich mache.“, „Ich fühle mich, als hätten sich mein Job- und mein Privat-Ich in zwei unterschiedliche Richtungen entwickelt.“ Immer mal wieder kommt es vor, dass Coachs in ihrem Berufsalltag mit Sätzen wie diesen konfrontiert werden – und vor der Herausforderung stehen, der Ursache für den Zweifel einer Klientin bzw. eines Klienten an ihrer/seiner aktuellen beruflichen Tätigkeit auf den Grund zu gehen. Oft kristallisiert sich dann nach und nach eine plausible Erklärung heraus: Der oder die Coachee hat seine bzw. ihre Karriereentscheidungen, die zum aktuellen Job geführt haben, bereits Jahre zuvor getroffen – in einer Lebensphase, die inzwischen längst abgeschlossen ist und mit der Bedürfnisse, Themen, Wünsche und Ziele verbunden waren, die sich mit der Zeit verändert haben. Kurz: Das Leben hat sich gewandelt, während der Job gleich geblieben ist.

So kann es zum Beispiel sein, dass eine Klientin ihre berufliche Tätigkeit in ihren 20ern unter dem Gesichtspunkt des Karriereaufbaus und Kompetenzerwerbs ausgewählt hat und dann in den 30ern – womöglich nach der Gründung einer Familie oder nach Jahren beruflich erbrachter Höchstleistung – ihren Fokus entwicklungspsychologisch bedingt verändert: Plötzlich lautet das Lebensthema nicht mehr „Wissen aneignen, die eigene Leistung unter Beweis stellen und eine möglichst angesehene Position erlangen“, sondern „Balance zwischen beruflichem Erfolg und privatem Glück finden“. Doch was lässt sich nun mit dieser Erkenntnis anfangen? Wie können Coachs ihre Klientinnen und Klienten dabei unterstützen, die eigene Tätigkeit an der aktuellen Lebensphase auszurichten und wieder mehr Kompatibilität mit und Sinn bei der Arbeit zu erleben?

Die Kairos-Biografie-Methode verbindet Business- und Life-Coaching

Eine Möglichkeit bietet hier die Kairos-Biografie-Methode, die Business- mit Life-Coaching verbindet. Im ursprünglichen Sinne bezeichnet der Begriff „Kairos“ (altgriechisch für die gute Gelegenheit, der rechte Zeitpunkt) einen Wendepunkt – bzw. genauer: den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, der genutzt werden sollte, bevor er verstreicht. Und genau darum geht es beim Einsatz der Methode: Coachees dabei zu unterstützen, jetzt eine Entscheidung zu treffen bzw. alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Leben und Arbeiten so zu gestalten, dass sie in der gegenwärtigen Lebensphase möglichst gut zusammenpassen. Die Grundlage für diese Entscheidung bilden Eckdaten und Zusammenhänge aus der Biografie des oder der Coachee, die aufgedeckt und in den Kontext der aktuellen beruflichen Situation gestellt werden. Konkret geht es zunächst einmal darum, Bedürfnisse, äußere Umstände und Motivationen verschiedener Lebensphasen – getreu der Auffassung Søren Kierkegaards „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts“ – zu betrachten. Anschließend werden aus diesen Betrachtungen Muster des Gelingens abgeleitet, Kompetenzen herausgearbeitet sowie intrinsische Motivationen und äußere Rahmenbedingungen, die berufliche Stationen erfolgreich machen (aber auch: frühe Interessen, familiäre Rollen), identifiziert – Erkenntnisse, die schließlich auf die aktuelle berufliche Situation projiziert werden.

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