Dieses Buch ist aus einer Masterarbeit hervorgegangen und soll Trainern, Beraterinnen und Coachs eine Reflexionshilfe für ihre Arbeit bieten. Olaf Walter erklärt darin systematisch, warum Modelle für komplexe soziale Systeme eine sinnvolle Abstraktion sind.
Der Autor benennt kurz soziotechnische und kybernetische Modelle und bezieht diese dann auf die systemische Sichtweise. Zudem entwickelt er ein Metamodell, das Orientierungshilfe geben soll. Darin finden sich Dimensionen wie Systemprinzipien, Ebenen der Persönlichkeit, Beteiligte, Zeit oder auch der Veränderungsraum. Anschließend werden die Dimensionen etwas genauer beleuchtet. Auch wenn einzelne Dimensionen etwas ungewöhnlich bis unverständlich benannt sind, geben sie einen umfassenden Überblick, worum es in einer Beratung gehen kann.
Teilweise werden im Buch Methoden angeführt, die nicht erläutert, sondern vorausgesetzt werden. Das macht es für den Leser manchmal schwierig, sich vorzustellen, wie die theoretische Abstraktion konkret umgesetzt werden kann.
Zwei Beratungstranskripte zeigen aber, wie einzelne Modelle angewendet werden können. Bei einer Störung der Zusammenarbeit werden die beiden Beteiligten zum Beispiel nacheinander durch die Stufen Wahrnehmung, Gefühle und Bedürfnisse geführt, um zu einer empathischen Kommunikation zu kommen. Das praktische Vorgehen bei den einfachen Beratungsbeispielen wirkt durchaus zielführend, der theoretische Überbau allerdings überdimensioniert. Hier wäre es besser gewesen, sich auf wenige Konzepte zu konzentrieren, die dann intensiv bearbeitet werden. Das Buch bleibt dadurch sehr oberflächlich und bietet für wirklich komplexe Beratungsfälle wenig Reflexionshilfe.
TA-Fazit: Interessante Praxisbeispiele, aber die Theorie ist nur schwer verständlich.
Olaf Walter: Zum systemischen Denken in Training, Coaching und Beratung, 140 Seiten, Carl-Auer 2019, 19,95 Euro.
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