Die Autoren – beide erfahrene Praktiker in der systemischen Fragetechnik und der kollegialen Beratung – gehen davon aus, dass kollegiale Beratung zukünftig eine immer wichtigere Rolle in der unternehmensinternen Qualifizierung spielen werde. Denn so könne sowohl das latente Wissen der Teilnehmer zutage gefördert als auch nachhaltiger als mit Wissensvermittlung gelernt werden. Die Rolle der Trainer wandelt sich dabei vom Dozenten zum Lernbegleiter.
Als hilfreichstes Instrument für die kollegiale Beratung empfehlen die Autoren die systemische Fragetechnik. Nachvollziehbar und strukturiert führen sie hier in die Grundlagen systemischen Denkens und die verschiedenen Formen systemischer Fragen ein. Einleuchtend zeigen sie, dass systemische Fragen in erster Linie zur Reflexion anregen sollen und weniger dem Informationsgewinn dienen. Der Fragende wird zum Klärungshelfer. Sehr ausführlich und mit vielen Beispielen werden die unterschiedlichen systemischen Fragearten wie zirkuläre, skalierende oder hypothetische Fragen vorgestellt. Interessant ist hier das Protokoll einer kollegialen Beratung mit den Fragen der Teilnehmer und einer kurzen Analyse.
Obwohl alle vorher kurz in den Frageformen geschult wurden, zeigt dieses Beispiel, wie schwer es fällt, wirklich offen zu fragen. Hilfreich kann hier das Modell des 'Reflecting Partners' sein, bei dem ein Teilnehmer beauftragt wird, nur auf den Beratungsprozess zu achten und der Gruppe dazu Feedback zu geben.
Wie diese Arbeitsform strukturiert eingeführt werden kann, zeigen die Autoren anhand von Unternehmensbeispielen. Herausfordernd und anregend ist ihre abschließende These, dass Führung insbesondere in der Kunst des (systemischen) Fragens bestehe.
TA-Fazit: Hervorragend geeignet für alle, die ihre kollegiale Beratung sowie ihre systemische Fragekompetenz im Coaching verbessern wollen.
Andreas Patrzek, Stefan Scholer: Systemisches Fragen in der kollegialen Beratung, 144 Seiten, Beltz, Weinheim und Basel 2018, 29,95 Euro