Medien

Rezension: Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

Wie der Titel 'Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse' schon zu verstehen gibt, skizziert der renommierte Trainer und Autor Bernd Schmid in seinem Buch sowohl den systemischen Ansatz als auch die Methodik der Transaktionsanalyse (TA). In der Einleitung geht er kurz ein auf die Kernelemente Ressourcenorientierung, Selbstorganisation und Wirklichkeitskonstruktion, das Strukturmodell der Persönlichkeit aus Sicht der TA sowie mögliche Störungen und psychologische Spiele in Beziehungen. Dass seine Ausführungen lediglich zur Auffrischung vorhandenen Wissens ausreicht, ist Schmid durchaus bewusst: Als Erstlektüre empfiehlt er daher weitere Quellen.

Im weiteren Verlauf untersucht er die professionelle 'Begegnung' im Coaching. Hier bietet die Transaktionsanalyse mit ihrem Konzept der Intuition eine interessante Orientierung: Wie schon ihr Gründer Eric Berne erkannte, entstehen in den ersten Sekunden der Begegnung zwischen Menschen Bilder in den Köpfen, die die weiteren 'Transaktionen' oder Handlungen meist unbewusst prägen. Diese inneren Bilder sollen Sicherheit in der Einschätzung der Beziehung geben. Sie beeinflussen entsprechend Gefühle und Gedanken, oft im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Im Beratungsgespräch sind immer bewusste, thematische Inhalte und unbewusste Prozesse gleichzeitig relevant. Für die professionelle Beratung empfiehlt Schmid daher der eigenen Intuition im Gespräch Raum zu geben, gleichzeitig aber auch, eigene Bilder und spontane Angebote zu klären. Allerdings gilt: Zu starke Konzentration auf die bewusste und methodische Ebene blockiert die überaus komplexe intuitive Wahrnehmung.

Darüber hinaus widmet sich der Autor sozialen Rollen. Er geht dabei insbesondere auf Probleme wie Rollentrübung oder Rollenverwirrung ein, z.B. wenn organisatorische, professionelle oder private Rollen durcheinander geraten. Am Fall eines entscheidungsschwachen Abteilungsleiters und eines Projektleiters wird eine mögliche Rollenkonfusion realitätsnah beschrieben: Statt den Abteilungsleiter in seiner Entscheidungsrolle zu fordern, wendet der Projektleiter sich für die nötigen Klärungen an andere Projektleiter, schafft sich damit aber nur Probleme. Zentral ist hier, die organisationale Rolle qualifiziert zu übernehmen. Schmid betont zu Recht, dass sowohl Führende als auch Geführte gefordert sind. Seiner Meinung nach reicht in der Beratung von Organisationen eine systemische Verunsicherung nicht mehr aus, vielmehr sei auch Designkompetenz gefordert. Um Prozesse in Gang zu bringen, müssten Berater dem Management zur Seite stehen. Im gleichen Atemzug macht der Autor darauf aufmerksam, dass mangelnde interne Unterstützung nie durch Externe ausgeglichen werden kann.

Fazit: Nicht nur erfahrene Anwender der Transaktionsanalyse gewinnen hier fachliche Impulse, sondern auch Berater anderer Richtungen.

Von Bernd Schmid, 279 S., brosch., Edition Humanistische Psychologie, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-89797
-019-8, 25,- Euro.
Autor(en): (Hubert R. Kuhn)
Quelle: Training aktuell 07/04, Juli 2004
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
Akzeptieren Nicht akzeptieren
nach oben Nach oben