NLP-Pionier Roberts Dilts bleibt auch in seinem neuen Buch 'Professionelles Coaching mit NLP' Gregory Batesons Modell der neuro-logischen Ebenen treu - nur diesmal auf Coaching angewendet. Die Grundidee des Modells: Es gibt eine Hierarchie von Lernebenen, wobei jede dieser Ebenen Prozesse und Beziehungen der darunter liegenden Ebene einschließt. Um Veränderungen auf den unterschiedlichen Ebenen zu erreichen und zu steuern, bedarf es jeweils spezieller Werkzeuge. Wie der Coach diese einsetzen kann, ist Thema der Lektüre.
Die unterste Ebene ist die der Umgebung, in der die Veränderung des Individuums oder der Organisation erfolgen soll. Hier soll der Coach laut Dilts in erster Linie als 'Caretaker' auftreten. Das heißt: Er sorgt dafür, dass eine Umgebung geschaffen wird, die für die Entwicklung seines Klienten förderlich ist. In zweiter Linie ist der Coach jemand, der anleitet. Die entsprechenden Werkzeuge zu diesen beiden Rollen sind u.a. 'Psychogeographie' als Schlüsselaspekt in Gruppen und Teams, 'Schutzengel', 'Mapping' oder 'Kausalschleifen'. Als Schutzengel kümmert sich der Coach als eine Art Meta-Person um die psychischen Bedürfnisse des Handelnden, unterstützt ihn nonverbal durch Nicken oder Lachen oder ermutigt ihn verbal durch Sätze wie 'Das ist ja faszinierend'.
Auf der zweiten Ebene von Batesons' Modell geht es um das Verhalten. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie mit Performance-Coaching die Leistung des Coachee gesteigert werden kann. Der Werkzeugkasten enthält: Ziele festlegen, Resultate formulieren oder Feedback und Erweiterung der Flexibilität diskutieren. Auf der nächsthöheren Stufe - der Ebene der Fähigkeiten - wird der Coach zum Lehrer. Seine Aufgabe ist es, den Klienten in der Entwicklung kognitiver Fertigkeiten und Fähigkeiten zu unterstützen. Dies soll z.B. geschehen durch die Entwicklung von Fragen für die Beurteilung des Lernstils, die Visualisierung von Erfolg oder durch die Entwicklung der Perspektive einer zweiten Person.
Eine weitere Rolle des Coachs ist die des Mentors, die der Coach auf der Wertebene einnehmen sollte. In dieser Funktion unterstützt er seine Klienten, sich über wichtige Werte und Überzeugungen Klarheit zu verschaffen. Die Werkzeuge u.a.: Entwickeln innerer Mentoren, Einklang herstellen, Übungen etablieren. Auf den letzten beiden Ebenen geht es um 'Sponsorship' und 'Erwachen'. Unter Ersterem versteht Dilts die Förderung der Identität eines Klienten. 'Erwachen' gibt der Person dagegen häufig ein bisher unerkanntes Sinngefühl, eine klarere Wahrnehmung sowie eine emotionale und körperliche Revitalisierung.
In dem Buch wird also erforscht, welche Fertigkeiten und Werkzeuge ein guter Coach benötigt, um Menschen zu helfen, die besten Leistungen zu erbringen. Schritt für Schritt führt Dilts den Leser durch die verschiedenen Ebenen, in denen Veränderungsprozesse stattfinden müssen. Praktische Unterstützung liefern Arbeitsblätter, vorformulierte Fragen sowie Handlungsanweisungen für spezielle Situationen. Durch die Vielzahl der Werkzeugkästen besteht jedoch die Gefahr, den Überblick zu verlieren. Daher ist eher der erfahrene Coach gefragt, der den richtigen Griff tun muss.
Fazit: Ein umfangreiches Werk für gestandene Coaches mit NLP-Wissen.
Robert B. Dilts: Professionelles Coaching mit NLP. 282 S., brosch., Junfermann Verlag, Paderborn 2005, ISBN 3-87387-558, 24,50 Euro.