Von Marcel Malmendier, 272 S., brosch., Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003, ISBN 3-593-37256-8, 32,50 Euro. Was wird wirklich gelernt in Kommunikations- und Verhaltenstrainings? Die 'offiziellen'
Von Marcel Malmendier, 272 S., brosch., Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003, ISBN 3-593-37256-8, 32,50 Euro.
Was wird wirklich gelernt in Kommunikations- und Verhaltenstrainings? Die 'offiziellen' Inhalte von Vorträgen, Übungen und Rollenspielen - z.B. zum Thema Kommunikation - oder das 'Drumherum', sprich: die Art und Weise der Zusammenarbeit und der Problemlösung? Welches Wissen Trainingsmodule vermitteln und was die Teilnehmer dabei für ihre berufliche Tätigkeit lernen, will Marcel Malmendier mit seiner Dissertation 'Kommunikations- und Verhaltenstrainings in Organisationen' beantworten.
Um zu erkennen, wie in Trainings soziale Wirklichkeit 'konstruiert' wird, arbeitet der Autor insbesondere die unterschwelligen Botschaften von Trainings heraus. Hier-zu nahm er an verschiedenen Trainings teil und interviewte Trainer und Teilnehmer. Aus der Interpretation dieser 'Daten' erschließt sich Malmendier der praxisleitende Sinn der untersuchten Trainingsmodule, und nicht aus der Selbstdefinition der Anbieter wie dem Ausschreibungstext.
Untersucht wurden die Trainingsmodule 'Teamübungen', z.B. 'Steilwand-Klettern' und 'Hochseil-Übungen', die häufig Bestandteil in Outdoor-Trainings sind, sowie die 'Minenfeld-Übung' aus Indoor-Trainings. Als typisch für diese Module arbeitet der Autor das starke körperbetonte Gemeinschaftserlebnis heraus. Die Koordination der zu bewältigenden Aufgaben sei sehr mechanisch und unpersönlich, daher treten kaum Konflikte auf. Die Übungen 'Mastklettern' oder 'Vertrauensfall' indes ermöglichen intensive Grenzerfahrungen. Allerdings wird nach Ansicht von Malmendier die Reflexion der Erfahrung vernachlässigt. Die Folge: Enttäuschung bei der Umsetzung in der Praxis.
Als weiterer Typ von Trainingsmodulen werden Rollenspiele zu Alltagssituationen analysiert. Malmendier kommt zu dem Schluss, dass Rollenspiele nicht nur helfen, neue Verhaltensweisen zu erlernen, sondern auch die Beziehungsebene stärken. U.a. habe dies einen positiven Einfluss auf die persönliche Kontaktgestaltung sowie auf Kooperationen, die auch im betrieblichen Alltag neue Perspektiven eröffnen können.
Trainingsmodule, die auf intensive Konfrontation des persönlichen Verhaltens durch den Trainer basieren, bezeichnet der Autor als autoritär. Der situative und soziale Kontext von Verhalten werde ausgeblendet, die Teilnehmer sollen auf erwünschtes Verhalten 'dressiert' werden.
Malmendiers Untersuchungsergebnisse sind zweifellos interessant. Mit seiner Bewertung lassen sich Möglichkeiten und Grenzen typischer Trainingsmodule der Personalentwicklung leichter einschätzen. Allerdings werden die Aussagen hinter einem wichtigtuerischen, kaum noch verständlichen Sprach-Brimborium versteckt - was die Lektüre erheblich erschwert.
Fazit: Nur soziologisch orientierten Forschern zu empfehlen.