Im Einerlei von Vorstandsreden und Managementmoden sind weiterführende Ansätze kaum noch auszumachen. Umso erfrischender wirkt die Lektüre 'Intellectual Capital und Kommunikation' der Herausgeber Wolfram P. Brandes, Frank Schabel und Uwe Wache, in der diese im Sinne eines 'Managements von Konvergenz' einen integrativen Ansatz vorstellen.
Es geht darum, Personalmanagement, Kommunikation und Wissensmanagement so miteinander zu verdrahten, dass echte Synergien entstehen und strategische Initiativen nicht an Bereichsegoismen scheitern. Denn noch reklamiert jede der drei Disziplinen für sich einen Wertschöpfungsbeitrag am operativen Ergebnis.
Abteilungsdenken dominiert nach wie vor.
Diesem Separatismus in den Unternehmen stellen die Herausgeber ein Modell gegenüber, das sie sinnreich in das Kryptogramm 'CEO' kleiden. Es steht für 'Cohesion', d.h., dem inneren Zusammenhang zwischen allen Unternehmensbereichen und -prozessen, für 'Effectiveness', also für Schnelligkeit, Transparenz und messbare Ergebnisorientierung, und für 'Organisation', sprich: für Strukturen, die die Kooperation von Personalmanagement, Kommunikation und Wissensmanagement unterstützen.
Laut dem Modell ensteht ein unternehmensweit integriertes und effektives Handeln dann, wenn die Kommunikation als interdisziplinärer Kernprozess fest in der Organisation verankert ist und klare Verantwortlichkeiten, Prozesse und Spielregeln für ihr Zusammenwirken mit Marketing, Human Resources und Wissensmanagement definiert sind. Im CEO-Modell ist die Kommunikation daher eng mit den operativen Bereichen verknüpft.
Die Ausführungen zur Steuerung von Personalmanagement, Kommunikation und Wissensmanagement im Unternehmen via Scorecard-Logik zeigen, dass das Modell über bloßes Räsonieren bereits hinaus ist. Das ändert nichts an der beabsichtigten Offenheit des Konzeptes. Laut dem Gründungsvater des St. Gallener Managementmodells Hans Ulrich stellt es ein 'Leerstellengerüst für Sinnvolles' dar, das einlädt, weitere Instrumente, Methoden und Systeme für die Zusammenarbeit zwischen Personalmanagement, Kommunikation und Wissensmanagement zu entwickeln.
Es wird darum gehen, das Wechselspiel besagter drei Funktionen zu 'orchestrieren', funktionsübergreifend Handwerkszeug und Prozesse für strategische Initiativen, Erfolgsmessung oder Zielvereinbarungen zu schaffen und zu etablieren.
Auch wenn die Beiträge des Buches größtenteils von Kommunikationsprofis verfasst wurden, fällt es schwer, die Kommunikation als herausragende Funktion im genannten 'Terzett der Disziplinen' zu charakterisieren.
Bezeichnenderweise trägt das Interview mit Jane Sparrow von Sony Europe den Titel 'Die drei Marketeers'. Denn bei Sony Europe arbeiten nicht nur Experten der internen und externen Kommunikation, sondern auch Fachleute der anderen beiden Bereiche an einer gemeinsamen Markterschließung und -durchdringung.
Die Mischung von konzeptionellen Beiträgen und praxisbezogenen Interviews lässt den Lesefluss nie ins Stocken kommen; die Texte sind durchweg flott und anschaulich geschrieben. Prinzipiell ist das Buch Kommunikationsexperten zu empfehlen. Oder doch eher den Personalern..., den Wissensmanagern? Abteilungsdenken ist schwer zu überwinden. Das Buch gibt Anleitungen dazu - und ist somit natürlich für alle gedacht!
Fazit: Ein Impuls zur Verknüpfung von Unternehmenskommunikation, Personal- und Wissensmanagement, der besonders gelungen ist durch eine illustre Mischung aus konzeptionellen Aufsätzen und Interviews mit namhaften Praktikern.
Von Wolfram P. Brandes, Frank Schabel und Uwe Wache (Hrsg.), 185 S., geb., Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 3-409-14277-0, 36,90 Euro.