Wer sich wundert, dass von einem verstorbenen Autor ein aktuelles Buch erscheint: Dies ist die Übersetzung eines 2010 in Italienisch erschienenen Werkes. Über die Erläuterungen Rosenbergs lernt man nicht nur das Modell der Gewaltfreien Kommunikation kennen, sondern auch, wie es in vielen Situationen angewandt werden kann.
Die vier Schritte des Modells – Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte – sind einfach zu verstehen, aber nicht leicht anzuwenden. Wie geht man mit einem Nachbarn um, der seinen Müll nicht trennt? Oder wie lässt sich die Gewaltfreie Kommunikation in einem Unternehmen anwenden? Hierauf antwortet Rosenberg mit vielen anschaulichen Beispielen.
Zentral ist für ihn und für dieses Buch zum Thema Macht, ob und wie man auf die Bedürfnisse des Gegenübers reagiert. Erst wenn ich deutlich machen kann, dass die Bedürfnisse des anderen genauso wichtig sind wie die eigenen, kann statt der üblichen 'Macht über'- eine friedlichere 'Macht mit'-Haltung entstehen. Gerade die Beispiele zeigen dem Leser, wie mühsam es ist, in einem spannungsreichen Gespräch zu hören, worum es dem anderen eigentlich geht.
Auch im Unternehmenskontext weist Rosenberg ausdrücklich darauf hin, wie wichtig es ist, sich von den eigenen Feindbildern zu lösen. Ist man schon häufiger aneinandergeraten, liegt es nahe, den anderen als unfähig oder unwillig zu etikettieren. Entsprechend wird die nächste Kommunikation ablaufen bzw. schiefgehen. Wie geht man mit eigener Wut und Frustration um? Am besten erst mal sacken lassen und dann über die eigenen Gefühle auf die wichtigen Bedürfnisse kommen. Wie diese dann praktisch geäußert werden können, kann man in diesem Buch gut nachvollziehen.
TA-Fazit: Eine gelungene und aufschlussreiche Darstellung der Gewaltfreien Kommunikation mit vielen Anregungen für Berater und Führungskräfte!
Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation und Macht, 120 Seiten, Junfermann, Paderborn 2017, 17 Euro.