'Prognosen sind eine schwierige Sache, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen', unkte der US-amerikanische Erzähler Mark Twain bereits vor 100 Jahren. Wie wenig sich daran geändert hat, haben die vergangenen zwei Jahre gezeigt. Im April 2009 verweigerte sogar Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, für kurze Zeit die Arbeit: Eine monatliche Umsatzprognose aus seinem Haus könne es erst einmal nicht mehr geben, teilte der deutsche Chefökonom mit. In Zeiten der Wirtschaftskrise sei die Situation derart unsicher, dass alle Vorhersagen 'Kaffeesatzleserei' seien.
In der Tat: Um wie viel Prozent der Umsatz genau fallen, wie viele Monate die Flaute noch andauern würde, wie viele Unternehmen in genau welchem Ausmaß betroffen sein würden – die Aussagen waren kaum zu treffen. Wohl aber eine andere: Was könnte sich strukturell durch die Finanzkrise ändern? Diese grundsätzliche, und damit eigentlich auch spannendere Frage, stellte Training aktuell zu Beginn der Finanzkrise Akteuren der Weiterbildungsbranche. Genau zwei Jahre später stellen wir die Prognosen von damals auf den Prüfstand und fragen erneut: Sind Ihre Erwartungen eingetroffen?
Die gute Nachricht vorweg: Die Hoffnung der Weiterbildner, so schlimm wie nach 2001 werde es nicht werden, hat sich erfüllt. Trotzdem hat es Opfer gegeben, eines davon auf Seite der Marktbeobachter. Das Kaufbeurener Forschungsinstitut Lünendonk GmbH, das seit 20 Jahren den Weiterbildungsmarkt analysiert und das sich 2008 mit einer profunden Einschätzung an der Training-aktuell-Umfrage beteiligt hat, ist in diesem Jahr nicht mehr dabei. 'Wir haben den Research-Schwerpunkt Weiterbildung im Jahr 2009 vorläufig aus unserem Programm genommen', teilt Thomas Lünendonk auf Anfrage mit. Der Grund: In den Jahren 2009 und 2010 sei es krisenbedingt nicht mehr möglich gewesen, genügend Sponsoren für die Studie zu finden. Die bisher jährlich veröffentlichte Lünendonk-Liste der größten Weiterbildungsanbieter, die dem heterogenen Weiterbildungsmarkt ein Gesicht gab, gibt es erst einmal nicht mehr.
Damit bleibt auch die Frage, wo welches Weiterbildungsinstitut im Vergleich zur Konkurrenz nach der Krise genau steht, unbeantwortet. Für alle Anbieter aber ist klar: Es geht wieder aufwärts. Mut macht etwa eine aktuelle Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, die aufzeigt, dass im kommenden Jahr 37 Prozent aller Unternehmen ihr Weiterbildungsbudget um fünf Prozent oder mehr aufstocken wollen. Ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, ist die Nachricht allerdings nicht. Denn: das Geld zu verdienen, ist weiterhin schwierig. Flexibel sein, Angebote ständig nachsteuern, immer die Kundenbedürfnisse im Blick haben und an der Kostenschraube drehen, wo immer möglich – das sind die Herausforderungen, die die befragten Weiterbildungsanbieter in der Umfrage benennen. An den grundsätzlichen Herausforderungen für Weiterbildner hat die Krise also kaum etwas geändert.