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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Dag Roth aus Training aktuell 03/24, März 2024
Kreativität und Spielfreude sind zwei der sozialen und persönlichen Kompetenzen, die immer wichtiger im Beruf werden. Mit dem Kartenspiel „Mit Humor in Führung“ von Beate Kanisch in Zusammenarbeit mit Julia Neudecker sollen diese spielerisch und mit Spaß gefördert werden. Das Spiel ist eine gruppendynamische Übung für Workshops, Trainings und Teamentwicklungen und wird exklusiv von der Beate Kanisch & Partner Personal- und Organisationsentwicklung über Amazon vertrieben. Es werden mindestens vier Personen für das Spiel benötigt.
Für den Praxistest habe ich „Mit Humor in Führung“ zusammen mit drei Kolleginnen getestet. Das Kartenspiel kommt in einer stabilen Pappschachtel daher, wie man sie von Kartenspielen aus dem Handel kennt. Im Inneren findet sich eine Sanduhr, eine Anleitung und doppelseitig bedruckte Spielkarten zu den Themenbereichen „Werte“ und „Kompetenzen“.
Das grafische Design des Spiels ist simpel gehalten, und auch die Anleitung besteht aus einem minimalistischen Faltheftchen von vier Seiten. Wie lange die Sanduhr braucht (eine Minute) oder wie viele Karten das Spiel enthält (90, davon 26 Kompetenzen und 64 Werte), ist nicht angegeben – das haben wir selbst ermittelt. Auch Spielvarianten sucht man in der Anleitung vergeblich. Hier hätte die vierte Seite, die wie die Rückseite der Pappschachtel nur das Impressum zeigt, besser genutzt werden können.
Die Übung ist angelehnt an das bekannte Spiel Tabu, und so sind die Spielregeln schnell verstanden. Die Kompetenz- und die Werte-Karten werden getrennt gemischt und beide Stapel in die Tischmitte gelegt. Die Spielenden bilden zwei Gruppen (Team A und Team B). Eine Person aus Team A zieht eine Karte vom Stapel ihrer Wahl. Die Sanduhr wird umgedreht (am besten von einer Person des anderen Teams verwaltet), und nun muss die beschreibende Person den oben abgedruckten Begriff ihren Teammitgliedern erläutern, ohne die vier darunter abgedruckten Begriffe (oder Abwandlungen dieser Wörter, auch in anderen Sprachen) zu verwenden. Eine Person aus Team B schaut ebenfalls auf die gewählte Karte und passt auf, dass die beschreibende Person sich an die Regel hält. Wird eines der aufgelisteten Wörter verwendet, klopft die beobachtende Person aus Team B auf den Tisch, und die Karte ist verloren. Für jede richtig erratene Karte gibt es einen Punkt. Ist ein Begriff zu schwer, darf eine Karte auch beiseitegelegt und eine neue Karte gezogen werden.
Ist die Zeit abgelaufen, werden die erspielten Punkte gezählt. Dann ist Team B an der Reihe, eine Karte zu ziehen, den Begriff zu erklären und zu erraten. Theoretisch können bis zu 90 Runden gespielt werden (jede Seite jeder Karte einmal), die Spielzeit lässt sich jedoch individuell bestimmen. Das Team, das am Ende der festgelegten Rundenzahl die meisten Punkte hat, hat gewonnen.
Wir teilen uns in zwei Teams auf und beginnen mit der ersten Runde. Da es viel mehr Wertekarten als Kompetenzkarten gibt, vermuten wir, dass Letztere schwieriger sind und starten daher mit den Werten. Eine Kollegin zieht die Karte „Ruhe“. Nicht verwenden darf sie die Begriffe „Lärm“, „Stille“, „Geräuschlosigkeit“ und „Erholung“. Sie sagt: „Wenn wir hier alle über unseren Texten sitzen, dann arbeiten wir ...?“ Ihre Partnerin rät erst „konzentriert" und „jeder für sich“, ehe sie auf „still“ kommt. Über den Hinweis „Ein Substantiv und ein anderes Wort dafür“ errät sie schließlich „Ruhe“.
Mein eigener Versuch, den Wert „Schönheit“ zu erklären, ist dagegen nicht von Erfolg gekrönt. Ich verweise auf etwas, das Models für ihren Beruf brauchen. Als „Attraktivität“ fällt, sage ich, dass ich ein altmodischeres Wort dafür suche, doch da ist die Zeit schon abgelaufen.
Meine Kolleginnen sind insgesamt erfolgreicher: „Kommunikationsfähigkeit“ wird mit dem Hinweis „Das steht in fast jeder Bewerbung“ eingeleitet und überraschend schnell erraten, „Sicherheit“ mit der Einleitung „Royals haben Leute dafür, damit nicht auf sie geschossen wird“ und „Spaß“ mit der Aussage „Das haben wir gerade, während wir hier den Praxistest machen“.
Trotzdem stolpern wir alle auch immer wieder über Begriffe. Der Ausruf „Oh mein Gott“ in verschiedenen Varianten beim Ziehen einer Karte begleitet uns durch das gesamte Spiel. Etliche Begriffe erraten wir entweder nicht oder legen sie direkt beiseite, da sie uns zu schwer oder abstrakt erscheinen, etwa das Wort „Entrepreneurship“.
Wir beenden das Spiel nach vier Runden und einem deutlichen 7:2-Erfolg für zwei Kolleginnen.
Wie von Tabu-Spielen gewohnt, hatten wir eine Menge Spaß und mussten mehrmals über unsere Erklärungen lachen. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass die Begriffe von „Mit Humor in Führung“ anspruchsvoll zu erklären sind, gerade die Kompetenzen wie etwa Eloquenz oder Lösungsorientierung. Am besten hat es für uns funktioniert, wenn wir den abstrakten Themen mit persönlichen Geschichten auf den Leib gerückt sind.
Da die Übung gute Laune produziert, ist sie ideal als Icebreaker für Workshops und Teamentwicklungen geeignet. Wer jedoch nach einem Tool nur dafür sucht, kann auch das normale, deutlich günstigere „Tabu“ verwenden. Der Mehrwert des Kartenspiels liegt in der spielerischen Auseinandersetzung mit Werten und Kompetenzen. Fast automatisch entspinnt sich ein Austausch über die zu erklärenden Begriffe, unterschiedliche Perspektiven treten zu Tage, die gemeinsame Kommunikation wird gefördert und gleichzeitig zur Reflexion über die eigenen Werte und Kompetenzen animiert.
Eine mit komplexen Begriffen versehene Tabu-Variante, die richtig eingesetzt einen spielerischen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Werten und Kompetenzen bietet.
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