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Praxistest „Coachingspace“
Praxistest „Coachingspace“

Eine für alles

Im New Normal haben sich Online-Coachings längst etabliert. Je nachdem, welche Methoden Coachs dabei einsetzen wollen, müssen sie jedoch zwischen Video-Plattform und virtuellem Coachingtool wechseln oder andere Kompromisse eingehen. Abhilfe will die Plattform „Coachingspace“ schaffen. Maike Schwier hat sie für Training aktuell getestet.

Das Angebot

Die Online-Plattform „Coachingspace“ will Trainern, Beraterinnen und Coachs die Möglichkeit bieten, Videokonferenzen, digitale Methoden und die Verwaltung von Klienten auf einer Plattform zu vereinen. Klassische Tools wie ein Systembrett, die Arbeit mit dem Inneren Team, Impuls- und Positionierungskarten wurden hier in den digitalen Raum „übersetzt“. Interessenten haben die Möglichkeit, das Premium-Paket von „Coachingspace“ sieben Tage kostenlos zu testen und darüber hinaus das Basic-Paket mit einem Whiteboard und Journal zu nutzen. Für die kostenpflichtige Nutzung gibt es unterschiedliche Pakete für jeden Bedarf. Um die Grundlagen von „Coachingspace“ und die Nutzung der Tools zu erlernen, stehen sowohl Videotutorials vom Anbieter als auch umfangreiche Produktschulungen zur Auswahl.

TA-Check

Ich teste das Tool in der Premium-Version, sodass ich auf alle Methoden zugreifen kann. Nach der Anmeldung betritt man die „Lobby“, wo eine Übersicht der Klienten und ein Technik-Check zu finden sind. Auf der linken Seite sind alle Methoden (Systembrett, Inneres Team, Positionierungskarten, Whiteboard, Journal und Impulskarten) aufgelistet. Die Bedienung ist einfach und intuitiv. Mit dem Klick auf ein Tool (z.B. Inneres Team) erscheinen gespeicherte Sitzungen von Klienten, und es gibt die Möglichkeit, eine neue Vorlage zu erstellen. Jede Methode bietet eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten. So lässt sich zum Beispiel das Aussehen und die Form der Figuren, des Tischs, auf dem sich das Tool befindet, und sogar der Hintergrund des Raumes auswählen. Über den Button „Sitzung starten“ können Klienten per Mail in eine Videokonferenz eingeladen werden.

Ich teste „Coachingspace“ mit zwei Klientinnen in insgesamt drei Coachingsitzungen. Die erste Klientin kommt ins Coaching mit dem Anliegen, ihre Zeit besser managen zu wollen. Sie hat kürzlich neben dem Job ein weiterführendes Studium angefangen und fühlt sich überfordert mit der Aufgabe, Studium, Arbeit und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. In der Auftragsklärung finden wir gemeinsam heraus, dass es ihr helfen würde, im ersten Schritt Prioritäten zu setzen und ihre Freizeit so zu gestalten, dass sie sie mehr genießen kann. Da deutlich wird, dass verschiedene Anteile in ihr um Aufmerksamkeit ringen, entscheiden wir uns gemeinsam dafür, das Thema mit dem „Inneren Team“ zu beleuchten. Mit einem Klick ist die Klientin in das Tool eingeladen, kann selbst Figuren zum Inneren Team hinzufügen, ihnen Namen und eine Stimme geben.

Die Klientin wählt „Was hat Priorität?“ und „Wie schaffe ich einen ausgeglichenen Alltag?“ als zentrale Fragen, die über dem Inneren Team stehen. Dazu melden sich die Anteile „Freizeit“, „Arbeit“ und „Studium“ zu Wort. Die Klientin möchte mit dem Anteil „Freizeit“ starten, und wir erarbeiten den Rest der Sitzung Strategien für den Wunsch der Klientin, ihre Freizeit mehr zu genießen, um Kraft für Arbeit und Studium tanken zu können. Am Ende erstellt die Klientin einen Screenshot von ihrem Inneren Team und berichtet, dass ihr die visuelle Darstellung sehr geholfen hat, die Situation in der Tiefe zu betrachten.

In der zweiten Sitzung schauen wir uns den Anteil „Arbeit“ an. Hier beschäftigt die Klientin besonders die Beziehungsdynamik zwischen ihr und zwei Kolleginnen. In der kommenden Woche steht eine Teamsitzung an, und sie möchte sich darauf vorbereiten, die Konflikte, die sie im Team beobachtet, anzusprechen. Gemeinsam wählen wir die Impulskarten als Tool, um ihre Strategie für das Gespräch zu erarbeiten.

Die Klientin kann auf dem digitalen Tisch aus einer Vielzahl an Bildkarten wählen, sie verschieben, die Größe ändern und ihnen Namen geben. Auch bei diesem Tool funktioniert die technische Handhabung intuitiv, und ohne, dass eine ausschweifende Erklärung notwendig wäre. Durch die Bildmotive wird die Klientin dazu angeregt, zu beschreiben, wie sich die Teammitglieder fühlen, was sie sich wünschen und welches gemeinsame Ziel sie mit ihrer Arbeit verfolgen. Hierfür wählt sie passende Bilder aus und schreibt dazu, was sie ausdrücken. Am Ende der Coachingeinheit ist ihr klar geworden, dass sie in der nächsten Teamsitzung die unterschiedlichen Standpunkte ansprechen, auf das gemeinsame Ziel hinweisen und die Idee eines Teamcoachings anregen möchte. Die Visualisierung durch die Bildkarten war für sie ein hilfreicher Anstoß für neue Gedankenprozesse.

Im Test

  • Produkt: Coachingspace
  • Anbieter: Coachingspace GmbH, Benjamin Lambeck und Sören Straßmann
  • Preis: Basis-Version kostenlos, Premium-Version Individual 19,90 Euro/Monat, Premium-Version mit allen Tools 49,90/Monat, Tagespass Premium-Version mit allen Tools 14,90 Euro
  • Link: coachingspace.net

Auch die zweite Klientin kommt mit einem beruflichen Anliegen ins Coaching. Sie hat kürzlich eine neue Stelle angetreten und merkt, dass sie sich sehr unsicher damit fühlt, „die Neue“ im Team zu sein. Das selbstbewusste Gefühl, die Aufgaben im Job perfekt ausüben zu können, das sie im Vorstellungsgespräch noch hatte, ist dahingeschmolzen. Im Coaching möchte sie die Situation von außen betrachten und zu ihrem Selbstbewusstsein zurückfinden.

Hierfür wählen wir die Impulskarten als Tool und die Klientin entscheidet sich spontan, die „Schlüsselkarten“, auf denen zahlreiche unterschiedliche Schlüssel abgebildet sind, zu nutzen. Auch in diesem Coaching wird deutlich, dass die Klientin selbstständig und einfach mit dem Tool arbeiten kann, indem sie Karten auswählt, größer macht, sie auf dem Tisch verschiebt und ihnen Namen gibt. Die Klientin wählt spontan einen goldenen, verschnörkelten Schlüssel, den sie beschreibt als „Wie ich gerne wäre“. Dagegen steht ein grauer Schlüssel für „Wie ich mich fühle“.

Bei den Impulskarten von „Coachingspace“ stehen verschiedene Motive zur Auswahl. Zudem lassen sich die Karten verschieben, beschriften und in ihrer Größe anpassen. Screenshot „Coachingspace“

Auch die Figuren, welche sich auf dem Tisch umherschieben lassen, spielen eine Rolle, denn ihre Position und Blickrichtung beschreiben für die Klientin ihre eigene Aufmerksamkeit. Innerhalb der Coachingsitzung schaffen wir es, auf eine spielerische Weise die Situation auf der neuen Arbeitsstelle von oben zu betrachten. Zum Abschluss wählt die Klientin den Schlüssel „Wie ich eigentlich bin“ und legt ein Bild, das sie sich für die nahe Zukunft wünscht. Durch die Metapher des Schlüssels wurde die Klientin dazu angeregt, ihre Gefühls- und Gedankenwelt neu zu ordnen, sich darüber bewusst zu werden, was ihr Selbstbewusstsein gibt, und ein Bild für die nahe Zukunft zu entwickeln.

Zum Abschluss der Sitzung wählt sie zusätzlich fünf Karten aus dem Bildkartenset, die sie daran erinnern, wo ihre Stärken und Einzigartigkeiten liegen und wie sie ihr Selbstbewusstsein wieder aufbauen kann. Durch einen Screenshot kann sie diese Karten sogar „mit nach Hause“ nehmen.

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TA-Eindruck

Insgesamt bietet die Plattform „Coachingspace“ eine wunderbare Möglichkeit, um klassische Coachingtools auch online anzuwenden, darunter auch solche, die normalerweise im Online-Kontext nur schwer einsetzbar sind (z.B. ein Systembrett). Besonders hervorzuheben ist die Vielzahl an Möglichkeiten, die einzelnen Tools zu gestalten und zu nutzen. Vor allem die Tatsache, dass Coach und Coachee gemeinsam auf der Plattform arbeiten können, macht die Erfahrung sehr wertvoll. So werden Coachees aktiv in den Prozess eingebunden und können auf spielerische Weise ihre Ideen einbringen.

Für Coachs ist es empfehlenswert, sich vor der ersten Nutzung etwas Zeit zu nehmen, um die Vielzahl an Möglichkeiten, die innerhalb jedes Tools stecken, auszutesten und sich mit der Handhabung vertraut zu machen. Insgesamt ist die Plattform jedoch so gestaltet, dass man sie intuitiv nutzen kann, und für offene Fragen lassen sich schnell Erklärungen und Tutorials vom Anbieter finden. Die Klientinnen meiner Coachings haben die Arbeit mit „Coachingspace“ als angenehm empfunden und die Tools als Bereicherung für den Prozess erlebt.

TA-Fazit

„Coachingspace“ ist besonders empfehlenswert für Coachs, Trainerinnen und Berater, die viel online arbeiten und dabei bereichernde, interaktive Tools nicht missen möchten.

Die Autorin: Maike Schwier ist Autorin, Trainerin und Expertin für Positive Psychologie. Sie bietet Vorträge und Seminare für Unternehmen an und unterstützt Menschen in Einzelcoachings dabei, berufliche Erfüllung zu finden. Kontakt: maikeschwier-coaching.com

Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem kostenfreien Artikel der Zeitschrift Training aktuell!

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