Die sokratische Wende im Coaching

Ob es um Karrierefragen, Work-Life-Balance oder Persönlichkeitsentwicklung geht – die Ausgangssituation im Coaching dreht sich oft um eine Variation der Frage: „Was kann ich tun, um …?“ Es gibt einen unerwünschten Zustand und der Coach soll helfen, das Problem zu beseitigen. Unter anderen Umständen könnte man meinen, es sei nun ein guter Ratschlag, ein Tipp, eine eindeutige Lösung vonnöten – eine Denkweise, die seit der Aufklärung als das sogenannte „Fixing“- bzw. Maschinenparadigma bekannt ist. Demnach begann man im 18. Jahrhundert, die Welt als eine große Maschine zu betrachten, die nach grundlegenden Mechanismen funktioniert. Wenn diese Maschine ein Problem hat, sucht man nach der Ursache, behebt sie („Fixing“), und das Problem ist gelöst.

Anders als bei der Fehlersuche an einer defekten Maschine gibt es auf Fragen von Menschen im Coaching jedoch meist keine eindeutige, einfache, richtige oder falsche Antwort. Beispiele hierfür sind Fragen wie „Was kann ich tun, um erfolgreicher zu sein?“ oder „Wie gehe ich mit einem schwierigen Mitarbeiter um?“. Auch wenn wir uns eine einfache Lösung auf diese und ähnliche Fragen wünschen, und obwohl es viele Menschen gibt, die vorgeben, die richtige Antwort zu kennen, müssen wir akzeptieren, dass solche Fälle so individuell sind, dass es keine allgemeingültige Lösung geben kann. Nur weil jemand etwa ebenfalls schon einmal einen schwierigen Mitarbeiter hatte, heißt das nicht, dass sein Weg, mit diesem umzugehen, auch für andere funktioniert.

Eine von vielen Gemeinsamkeiten

Auch die Philosophie beschäftigt sich mit Fragen, die nicht einfach durch genaue Beobachtung oder wissenschaftliche Studien gelöst werden können, zum Beispiel „Was ist die ideale Staatsform?“ oder „Gibt es letztendliche Gewissheiten, die über allen Zweifel erhaben sind?“. Es handelt sich um eine von vielen Gemeinsamkeiten, die Philosophie und Coaching verbinden.

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