Aktuell und am Puls der Zeit präsentierte sich die Messe PERSONAL 2005 mit einer Podiumsdiskussion zum neuen Antidiskriminierungsgesetz. Aktualität könnte ein möglicher Weg sein, die Veranstaltung erfolgreich am Markt zu etablieren: Die im Jahr 2004 gewechselte Messeleitung jedenfalls will die einst als Sorgenkind betrachtete Veranstaltung fortführen.
Das Antidiskriminierungsgesetz (ADG) ist noch nicht verabschiedet. Doch schon im Vorfeld provozieren die neuen Regelungen im Arbeits- und Privatrecht heftige Debatten in Politik und Wirtschaft. Auch die Fachmesse PERSONAL 2005, die vom 23. bis 24. Februar in Frankfurt stattfand, nahm sich in ihrem Rahmenprogramm dem Top-Thema an: Auf dem Podium diskutierte Kristina Hornung, Chefredakteurin von 'Arbeit & Arbeitsrecht', mit Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern sowie Verantwortlichen aus Wissenschaft und Personalpraxis die Auswirkungen der per Gesetz verordneten Gleichberechtigung von Personen mit Diskriminierungsmerkmalen wie Alter, Rasse und Geschlecht für die Personalbranche.
Das Antidiskriminierungsgesetz treibt Kosten im Personalbereich in die Höhe
'Eine wesentliche Auswirkung betrifft die Kosten', sagte etwa Prof. Dr. Oliver Haag von der FH Heilbronn. Gar für 'blanken Hohn' hielt Haag die Regierungsabsicht, ein kostenneutrales Gesetz auf den Weg zu bringen: Kosten entstünden den Unternehmen nicht allein durch Schadenersatzansprüche, die im Gesetzentwurf mit der vagen Formel 'angemessen und abschreckend' definiert werden. Auch die durch das ADG erforderliche Dokumentation sämtlicher Personalprozesse - von der Bewerbungsphase bis zur Altersvorsorge - bedeute für die Unternehmen eine zusätzliche Belastung, die jedoch nicht zu vermeiden sei. Die Erklärung: Das ADG sieht die so genannte Beweislastumkehr vor, was soviel heißt wie: Nicht der Kläger, also der vermeintlich Diskriminierte, muss die Schuld des Unternehmens beweisen, sondern das Unternehmen muss seine Unschuld schwarz auf weiß dokumentieren.
'Es ist bislang nicht klar, wie die Unternehmen den finanziellen und bürokratischen Mehraufwand schultern sollen', fasste Rainer Schmidt-Rudloff von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände die Situation zusammen. Ebenfalls keine verbindlichen Aussagen kann die Unternehmerseite zu einem straffreien Vorgehen im Bewerbungsprozess treffen. 'Wir raten den Personalern zu geschlechtsneutralen Formulierungen in der Stellenausschreibung und bei einer Absage zu unverfänglichen Gründen wie Examensnote und Qualifizierung', sagte Klaus Dreiner, Bereichsleiter für Personalpolitik im Gerling Konzern. 'Mehr können wir aufgrund mangelnder Erfahrungen momentan nicht leisten.'
Noch dominieren Zukunftsszenarien den Umgang mit dem Gesetz
Ein Ratschlag, der etwa für den Personalleiter eines mittelständischen Chemie-Unternehmens zu spät kommt. Er hat nämlich bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes die erste arbeitsrechtliche Klage auf dem Tisch liegen: Eingereicht wurde die Klage von einem Mann, der sich für die Position einer Sekretärin im Unternehmen beworben hatte. Seine Ablehnung nahm er zum Anlass, das Unternehmen aufgrund der Diskriminierung seiner Geschlechterzugehörigkeit zu verklagen. Der betroffene Personalleiter, der sich vom Messebesuch den einen oder anderen Expertentipp versprach, musste nach der gut besuchten Diskussionsrunde erkennen, dass nur schwer einzuschätzen ist, welche Auswirkungen das Gesetz auf die künftige Arbeitswelt hat - sollte es in der jetzigen Form in Kraft treten. Sein Fazit: abwarten und Tee trinken.
Vorstellbar indes ist, dass bereits auf der nächsten PERSONAL mehrere Aussteller vertreten sein werden, die auf das spezielle Dokumentationsbedürfnis der Personalabteilungen mit neuen Informationstechnologien reagieren. Produkte und Lösungen für den Bereich Human Resources präsentierten dieses Jahr rund 100 Messeaussteller, die in der Frankfurter Messehalle sehr übersichtlich positioniert waren: Ihr Angebot reichte von der Seminarverwaltung über Qualitäts- und Wissensmanagement bis hin zu Bewerbermarketing und Talent Relationship Management. Nach Aussage des Messeveranstalters spring Messe Management GmbH aus Mannheim, die zum ersten Mal für die Messe verantwortlich zeichnete, sprachen die meisten Aussteller von einem 'guten Abschluss'. Und auch die insgesamt 1.600 Besucher äußerten sich weitgehend positiv über die Veranstaltung, die in der Messelandschaft bislang eher als Sorgenkind galt.
Ein Rahmenprogramm für Aussteller und Besucher
Einen möglichen Grund für das positive Feedback sieht Stefanie Heine von der spring Messe Management GmbH im Begleitprogramm. Reduziert auf nunmehr 35 Beiträge in drei Praxisforen sollte das Programm sowohl Ausstellern als auch Besuchern nutzen: Den Personalverantwortlichen wollte die Messeleitung ein breites, aber übersichtliches Themenspektrum im Bereich HR-Lösungen bieten. Und die Aussteller sollten eine Plattform bekommen, auf der sie ihre Produkte und Leistungen in kurzen Vorträgen vorstellen können. Das Ergebnis: Referiert wurde u.a. über Trainings-DVDs zur Optimierung von Mitarbeitergesprächen, über ein Analyse-Werkzeug, das misst, ob die Mitarbeiter der Unternehmensstrategie folgen, sowie ein onlinebasiertes 360-Grad-Feedback-Verfahren.
Ob das Konzept der PERSONAL aufgeht, werden die nächsten Veranstaltungen zeigen. Von Vorteil könnte sein, dass die Messe nach Stuttgart abwandert. Zum einen steht sie dann nicht länger in Konkurrenz zur jährlichen Messe 'Zukunft Personal', die ebenfalls von der spring Messe Management GmbH im nahe gelegenen Köln veranstaltet wird. Zum anderen erhofft sich die Messeleitung mit dem Standort Stuttgart, das Publikum im süddeutschen Raum zu mobilisieren.