In dem Klassiker der Filmsatire 'Tote tragen keine Karos' spielt Steve Martin einen eigentlich recht nervenstarken Detektiv, der jedoch völlig durchdreht, wenn er das Wort 'Putzfrau' hört. Etwa wenn eine Kundin ganz lapidar zu ihm sagt: 'Ich werde eine Nachricht bei der Putzfrau hinterlassen':Er ist nicht in der Lage, den Sinn des Satzes zu verstehen, und beginnt seine Kundin zu würgen. Denn sein Gehirn 'pickt' sich aus der Satzkonstruktion nur das Reizwort 'Putzfrau' heraus. Die Folge: Der Held rutscht sekundenschnell in eine emotionale Dekompensation, weil es in seiner Kindheit ein sehr traumatisches Erlebnis mit einer Putzfrau gab. In seiner Lerngeschichte steht das Wort nicht nur für eine Reinigungskraft, sondern ist auch ein Erinnerungsanker für ein sehr negatives emotionales Klima.
Die Filmszene liefert ein eindrucksvolles – wenn auch satirisch überdrehtes – Beispiel für den potenziellen neurolinguistischen Stör-Effekt eines Wortes im Rahmen sprachlicher Kommunikation. Die Neuropsychologin Johanna Kißler hat für solche Wörter den Begriff 'Buzzwords' eingeführt: Sie und ihr Team konnten zeigen, dass Wörter, die mit Emotionen 'verwoben' sind, im Vergleich zu neutral wirkenden Wörtern schneller eine Resonanz im Gehirn erzeugen und dass sie länger behalten werden. Die Forscher vermuten, dass der durch Wörter verursachte Datenstrom auf dem Weg von der äußeren Wahrnehmung hin zum Sprachzentrum durch die Amygdala geleitet wird und dass dieser 'Mandelkern' das Wort aus unserer Lerngeschichte heraus blitzschnell mit einer Emotion
verknüpft.
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