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Neuer Markt für Trainer: Qualifizierungsbedarf bei Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten

Der Hochschulbereich ist den meisten Trainern und Beratern bislang als Absatzmarkt für ihre Dienstleistungen unbekannt. Dabei bietet das Hochschul-Umfeld durchaus einige Chancen: Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter benötigen Präsentations-Skills und zunehmend Managementkompetenzen. Und auch die Studis wollen vor dem Berufseinstieg fit gemacht sein in Soft-Skills.

'In der Weiterbildung von Hochschuldozenten liegt ein wachsender Markt', ist Thomas Hoeren überzeugt. Der Professor für Medienrecht an der Universität Münster hat vor drei Jahren gemeinsam mit sieben Trainern das Unternehmen Uni Consulting gegründet, das Seminare speziell für Hochschulprofessoren und wissenschaftliche Mitarbeiter anbietet. Durch seine langjährige Tätigkeit im Hochschulumfeld weiß Hoeren nur zu gut, dass bei vielen Wissenschaftlern Weiterbildungsbedarf besteht. 'Allein wissenschaftliche Exzellenz reicht für eine Karriere im Hochschulbereich nicht mehr aus', erklärt auch Claus Lewandowski, Personalentwickler an der Universität Bremen, warum Qualifizierung bei den Hochschuldozenten Not tut. Der Wissenschaftsbetrieb von heute habe viel gemeinsam mit einem Wirtschaftsunternehmen, entsprechend habe sich auch das Berufsbild von Professoren geändert. Für sie werden Themen wie Personalführung und Finanzmanagement zunehmend relevant. 'Projekte mit hohem Budget verlangen von den Wissenschaftlern zumindest Grundkenntnisse in Managementfragen', sagt Lewandowski. Darüber hinaus sei Know-how für die Drittmitteleinwerbung gefragt. Die Wissenschaftler bringen die entsprechenden Kompetenzen in der Regel nicht mit, da sie ihnen während ihres Werdegangs schlicht nicht vermittelt wurden.

Professoren für Präsentationen fit machen

Auch in ihrer Rolle als Dozenten haben Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter Qualifizierungsbedarf. Neben 'normalen' Präsentationstrainings scheinen die Wissenschaftler dabei durchaus offen für eher ungewöhnliche Seminare zu sein, wie etwa die Universität Bremen zeigt: Dort lernen Professoren von einem Theaterregisseur, wie sie sich bei Vorträgen am besten bewegen, wie sie am wirkungsvollsten sprechen und wie sie bei ihren Vorträgen dennoch authentisch rüberkommen.

Darüber hinaus sind Themen wie Konfliktmanagement und Mediation im Hochschulbereich von Interesse. Und auch Workshops und Coachings zu allgemeinen Lebensfragen haben Chancen, gebucht zu werden. So treffen Seminare mit Titeln wie 'Wissenschaftler in der Lebensmitte/Wissenschaftler in der Krise' oder 'Reflektierter und gestaltender Umgang mit der Pensionierung' auf Interesse.

Mediziner fragen am meisten Weiterbildung nach

'Die größte Gruppe unserer Nachfrager sind Mediziner', sagt Thomas Hoeren. Auch Naturwissenschaftler und Ingenieure stünden den Qualifizierungsmaßnahmen aufgeschlossen gegenüber. Geisteswissenschaftler indes würden sich eher als resistent gegenüber Beratung zeigen.

Statistiken bzw. Untersuchungen über das neue Marktsegment gibt es freilich (noch) nicht. Kaum abschätzen lässt sich daher das Finanzvolumen. Ulrich Josten vom Hochschulverband hält es derzeit für relativ klein: 'Die meisten Teilnehmer müssen die Fortbildung aus eigener Tasche zahlen, das hält viele von einer Teilnahme ab', meint er. Das finanzielle Argument gilt insbesondere für den Nachwuchs, der mit der W-Besoldung deutlich niedriger eingestuft ist als C-Professoren.

Dennoch interessiert sich insbesondere der Dozentennachwuchs für außerfachliche Qualifizierungen. Claus Lewandowski kennt die Gründe: Wissenschaftliche Mitarbeiter müssen heute oftmals auf Wanderschaft gehen - sei es an andere Hochschulen oder in die Wirtschaft. Folglich brauchen sie die Fähigkeit, sich selbst und ihr Wissen zu präsentieren. Ähnliches gilt für junge Professoren.

Den Qualifizierungsbedarf erkennen jedoch auch zunehmend die Hochschulen. Speziell für den wissenschaftlichen Nachwuchs bieten sie daher - trotz knapper Finanzmittel - kostenlose Programme an.

Mit Hochschuldozenten muss sensibel umgegangen werden

Wer sich als Trainer die Zielgruppe Hochschuldozenten erschließen will, muss einige Dinge beachten. So ist ein sensibler Umgang mit der Klientel vonnöten. 'Leute, die gewohnt sind zu dozieren, lassen sich vor Publikum nicht gern über eigene Fehler belehren', hat Thomas Hoeren bei seinen Professorenkollegen festgestellt. Zudem sind die Wissenschaftler kritisch und neigen - ihrem Forschergeist entsprechend - dazu, den Dingen auf den Grund zu gehen. 'Ein Anbieter muss darauf eingestellt sein, dass in seinem Seminar Rückfragen kommen, die sehr in die Tiefe gehen', weiß Dr. Ulrich Josten, vom Deutschen Hochschulverband. Will heißen: Der Trainer darf sich nicht allein damit begnügen, praxisorientiertes Know-how parat zu halten, er muss auch in der entsprechenden Theorie firm sein. 'Stallgeruch ist aber nicht notwendig', schwächt Josten ab. Ein Doktor-Titel oder ähnliches sei nicht Voraussetzung, um von den Wissenschaftlern akzeptiert zu werden.

Unis engagieren Trainer für ihre Studis

Mit den Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Unis und FHn ist der Hochschulbereich für Trainer im Übrigen längst nicht abgegrast. Eine weitere Zielgruppe sind die Studenten. Um für den Arbeitsmarkt gewappnet zu sein, benötigen diese Soft Skills wie Teamfähigkeit, Konfliktmanagement und Entscheidungsbereitschaft. Die Notwendigkeit, solche Schlüsselqualifikationen neben fachlichem Wissen innerhalb des Studiums zu vermitteln, blieb bei einer Tagung der Hochschulrektorenkonferenz, des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Universität Heidelberg im vergangenen Jahr unbestritten. Uneinig war man sich allerdings darin, ob die Schlüsselqualifikationen in separaten Veranstaltungen oder in den Lehrplan integriert vermittelt werden sollten. Bislang hat jede Uni ihre eigene Regelung. An der Fachhochschule München etwa wird das Soft-Skill-Training separat im Fachbereich Allgemeinwissenschaften angeboten. Jeder Student hat dort drei Kurse als Pflichtveranstaltungen zu belegen.

Aus der Vielfalt der Programme hebt sich der 'Magister Optimus' der Universität Bremen heraus. Dort bezahlen die Studenten für freiwillige Zusatzveranstaltungen zu Themen wie Präsentation oder unternehmerisches Denken. Für ein Lernmodul wird zwischen 100 und 150 Euro berechnet. Die Zahl der Bewerber lag im vergangenen Jahr bei 60 Personen, von denen 45 ausgewählt wurden. Das Angebot, für das Referenten außerhalb der Universität rekrutiert werden, soll vor allem Geistes- und Sozialwissenschaftler für den Arbeitsmarkt fit machen.

Neben solchen Einzelfällen bei den staatlichen Hochschulen sind vor allem die privaten Hochschulen als Betätigungsfeld für Trainer interessant. Der Grund: Die Privaten wollen sich mit Zusatzangeboten im Studienplan von der staatlichen Konkurrenz abheben. Bei der Frankfurter Hochschule für Business und Finance etwa misst man dem Thema Soft Skills für Studenten große Bedeutung bei. 'Erfolg oder Misserfolg imGeschäftsleben hängen meist mehr vom Auftreten des Verkäufers ab als von dessen Argumenten', sagt Professor Erich Barthel, der das Themenfeld der Schlüsselqualifikationen betreut. Auch bei der Europäischen Fernhochschule mit Sitz in Hamburg misst man Schlüsselqualifikationen einen hohen Stellenwert bei, wie Michaela Tietz, Leiterin des Studienbetriebs, versichert. Das zeigt sich u.a. daran, dass rund die Hälfte der knappen Zeit in den Präsenzseminaren für Präsentationsschulungen aufgewendet wird. Und zur Vermittlung der Präsentationskunst werden externe Trainer engagiert.
Autor(en): (Peter Becker)
Quelle: Training aktuell 09/05, September 2005
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