Rezension: Beratung als Kunst?

Wer als Beraterin oder Berater die eigene Arbeit – zumindest manchmal – als Kunst versteht oder künstlerische Elemente in die Beratungstätigkeit einbeziehen möchte, liegt mit dem neuen Buch der Herausgeber Harald Pühl und Klaus Obermeyer richtig. Das Werk umfasst Beiträge von 14 Autorinnen und Autoren, die den kreativen Spielraum von Kunst in Supervision, Coaching und Organisationsberatung ausloten.

So leiten Pühl und Obermeyer das Buch mit dem Beitrag „Beratung ist (k)eine Kunst!“ ein und setzen sich kritisch mit den Fragen auseinander, ob der Kunstbegriff als Metapher vereinnahmt werden sollte und was sich eigentlich hinter Wortkompositionen wie Beratungskunst verbirgt. In Letzteren, so Pühl und Obermeyer, könne das Wort „Kunst“ für Aspekte wie Kreativität oder Improvisationstalent stehen.

Tatsächlich können in der Beratung, in der Supervision und im Coaching kreative, imaginative und künstlerische Zugänge bisher verborgene Realitäten zum Vorschein bringen. So berichten die Autoren etwa davon, wie ein Coachee in seiner ersten Sitzung ein Bild seiner Organisation malt. Oder wie mittels Fotografie ein Workshop begonnen werden kann. Aus diesen Fallbeschreibungen wird deutlich, dass der Mensch mit künstlerischen Methoden anders, ganzheitlicher angesprochen werden kann und so auch andere Qualitäten wie verborgene oder blockierte Gefühle zum Vorschein kommen können.

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Darüber hinaus betonen die Autoren, dass kein Beratungsprozess dem anderen gleicht und dass von den Beratenden immer wieder Offenheit, Neugier und Kreativität gefordert sind, um Übungen, Methoden und Interventionen neu zu entwickeln, zu kombinieren oder zu überdenken. Auch wenn Beratung also nicht gleich Kunst ist, kann Beratung nach Obermeyer und Pühl als ein sogenanntes Kunst-Handwerk verstanden werden.

TA-Fazit: Wer sich theoretisch fundiert und aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln mit Ästhetik, Kunst und Gestaltung in der Beratung auseinandersetzen will, findet hier eine anregende Lektüre.