Führungskräfte erstellen ein Kunstwerk, das im New Yorker Guggenheim-Museum präsentiert wird, Hillary Clinton eröffnet die Vernisage. Undenkbar? Keineswegs, wie Dr. Bernd Wildenmann auf der Bildungsmesse in Hannover verdeutlichte. Für den Berater aus Karlsbad sind solche Aufgabenstellungen Teil einer zukunftweisenden Personalentwicklung.
Im Rahmen des 'Forum Weiterbildung', das in den fünf Messetagen vom 19. bis 23. Februar 2001 mit 18 Vorträgen und Diskussionen zu täglich wechselnden Themenfeldern aufwartete, verdeutlichte Wildenmann: 'High Potentials lassen sich nicht im Klassenzimmer fördern, sondern durch Erlebnislernen.' Nur in herausfordernden, fachfremden Praxisprojekten wie dem Erstellen eines bedeutsamen Kunstwerks könnten Top-Kräfte die Zukunftskompetenzen entwickeln, die sie für Spitzenpositionen im Unternehmen benötigen. Sowohl im Hinblick auf PE-Maßnahmen als auch auf den Unternehmensalltag galt Wildenmanns Appell an die Personalentwickler: 'Erlauben Sie den Mitarbeitern, Ungewisses anzupacken!'
Masse macht noch keine Messe
Ein innovativer Vortrag - doch er fand nicht mehr als 50 Zuhörer: 90 Sitzplätze blieben unbesetzt. Weiterbildungsverantwortliche wollten das ungewisse Erlebnis Bildungsmesse offenbar nicht recht anpacken oder schienen von der Messe für Bildung weniger angezogen zu sein als erhofft. Dabei sollen nach Angaben der Deutschen Messe AG, Hannover, immerhin 102 Aussteller das Themenfeld Weiterbildung und Beratung für Besucher repräsentiert haben, 64 mehr als im vergangenen Jahr in Köln. Zudem bot die Messe ein stark erweitertes Rahmenprogramm: Neben den 18 Vorträgen des 'Forum Weiterbildung' gab es 36 Train-the-Trainer-Foren sowie erstmals in diesem Jahr zehn Workshops für Trainer.
Aber Masse garantiert noch keine Messe-Klasse. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem Wildenmann-Vortrag galt für die Messe, was eine Besucherin konstatierte: 'Da gab`s nicht viel Neues'. Beispiel: Mit E-Learning wurde zwar ein Trend-Thema aufgegriffen, dies jedoch mit der ewig gleichen Fragestellung, ob E-Learning das Seminargeschäft verdrängt. Inhaltlich nicht nur nicht neu, sondern auch enttäuschend war die als Highlight angekündigte Podiumsdiskussion mit Jürgen Höller, Bärbel Schwerdtfeger, Professor Dr. Gerhard F. Graf und Michael Paschen: Zwar zog sie etliche Interessenten an, das Forum war voll besetzt. Doch statt Inhalte zu diskutieren, wurden alte Vorwürfe aufgekocht: Die Referenzliste von Motivationstrainer Höller stimme nicht bzw. Journalistin Schwerdtfeger recherchiere nicht ordentlich. Persönliche Angriffe, aggressive Verteidigung - was hat das mit Weiterbildung zu tun?
Marktplatz ohne Kundenattraktionen
Ebenfalls nicht neu, doch inhaltlich fundiert: die Themen der für Trainer ausgerichteten Foren und Workshops. Sie kamen an, fanden die Trainer hier doch wertvolle Tipps für ihre tägliche Arbeit. Nur: Die Gruppe der Personalentwickler lässt sich mit Fragen zur Trainer-Rente und Suggestopädie kaum begeistern. Der Benefit für sie ist Bernhard Siegfried Laukamp zufolge jedoch eher Nebensache: 'Die Bildungsmesse ist keine Messe für Personalentwickler, sondern eine, auf der Trainer Trainer treffen sollen', meint der Leiter des Trainertreffen Deutschland. Um Kontakte unter Trainern zu fördern, hatte das Netzwerk daher auf der Messe ein Trainer-Café eingerichtet. De facto gab es hier jedoch weniger einen Austausch unter Trainern, sondern mehr Akquisegespräche für das Trainertreffen.
Ob eine Messe allein als Anbieter-Kontaktbörse funktioniert, muss ohnehin bezweifelt werden. Ist es nicht Anspruch einer Messe, Verkäufer und Käufer zusammenzubringen? Das jedenfalls meint Michèle Neuland, Mitglied im Vorstand des Didacta Verbands. Sie bedauerte, dass die meisten großen Trainingsanbieter ihrem Mailing-Aufruf nicht gefolgt sind und kaum mit Ständen vertreten waren. 'Die Personalentwickler, die ich bislang getroffen habe, haben konkrete Aufträge in den Taschen. Sie sind enttäuscht, dass hier so wenig große Anbieter für sie zur Auswahl stehen', beobachtete die Trainerin in Hannover.
Für 2002 plant sie, 'die Messe kongressmäßiger aufzuziehen' - mit Preisverleihungen, Beteiligung der Bundesverbände und mehr Experten. Neuland: 'Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn die Personalentwickler noch einmal enttäuscht werden, ist Sense.'