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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Matthias Kolbusa aus Training aktuell 11/22, November 2022
Von Zeit zu Zeit und in der Regel, wenn das Geschäft etwas zur Ruhe kommt, reflektiere ich meine Persönlichkeit und wie sich diese durch den Job verändert hat. Dabei ist mir stets bewusst, dass mein Charakter und meine Einstellung entscheidende Hebel für meinen Erfolg sind.
Jeder Mensch, der als Trainer, Beraterin oder Coach im Beruf erfolgreich ist, besitzt umfangreiches Know-how, verfügt über einen großen Erfahrungshorizont und hat seinen Methodenkoffer reich und klug gefüllt. Doch Wissen, Erfahrungen und Methoden sind Dinge, die sich jeder Mensch aneignen kann, wenn er das möchte. Das macht ihn jedoch nicht automatisch zu einem außerordentlichen Unterstützer seiner Klienten.
Weit wichtiger ist die Persönlichkeit: die Werte, das Selbstverständnis und der Selbstwert. Aus welcher Haltung heraus agieren wir? Haben wir uns in den Krisen auf schnellen Umsatz verlegt, statt danach zu handeln, wo wir am besten helfen können? Wie sind und waren unsere jüngsten Kundenbeziehungen? Zu distanziert oder vielleicht sogar gefährlich freundschaftlich? Ebenso wie Therapeuten bei zu großer Nähe ihre Wirkung verlieren, kann es auch im Beratungsgeschäft sein.
Eine Frage, der ich mich ebenso widme, ist die, ob sich durch Erfolge nicht doch ein Funken Arroganz in mein Selbstvertrauen geschlichen hat. Mir ist zwar klar, dass das in herausfordernden Engagements nötige Rückgrat bei manchen diesen Eindruck erweckt. Aber ist es auch objektiv so? Gibt es weiterhin Anzeichen dafür, mich auf früheren Lorbeeren ausruhen und nicht mehr genug dazulernen zu wollen?
Bin ich, der erklärte Feind jeder Rechthaberei, nicht doch dünnhäutiger als sonst und führe vermehrt Diskussionen, die eher der Positionsverteidigung als dem Erkenntnisgewinn dienen? Und nicht zuletzt: Habe ich in vergangener Zeit noch ein Gespür für Emotionen, oder neige ich durch Zeitdruck und Ungeduld zum Überfahren anderer, um schneller fertig zu werden?
Ich halte diese und ähnliche Fragen weder für trivial noch für rhetorisch. Schon gar nicht gehe ich blauäugig davon aus, immun gegen all dies allzu Menschliche zu sein. Unsere Persönlichkeit ist der größte USP, den wir jenseits unserer Expertise haben. Wir sollten ihn pflegen und schützen, auch wenn uns manche Antworten auf die nötigen Fragen vielleicht Kopfzerbrechen bereiten und Arbeit an uns selbst bedeuten. Vergessen wir nie: Wenn zwei das Gleiche können, macht am Ende die Persönlichkeit den Unterschied.
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