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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Matthias Kolbusa aus Training aktuell 02/23, Februar 2023
Vor einigen Jahren saß ich am Rand eines Saals mit 150 Führungskräften und sollte in zehn Minuten einen Vortrag halten. Cool blendete ich alles um mich herum aus, um noch an einer Präsentation für den Nachmittag zu feilen und auf Mails zu reagieren. Völlig gelassen, als würde ich mir im Büro einen Kaffee holen, stieg ich auf die Bühne und legte los. War ich gut allein durch Routine? Leider nicht, denn routiniert war ich zwar, aber auch so uninspiriert, dass ich niemanden inspirieren konnte.
In unseren Jobs als Weiterbildungsprofis neigen wir leider häufig dazu, jede Angst, die wir empfinden und die durchaus ihre Existenzberechtigung hat – schließlich schärft Angst unsere Sinne und schützt uns vor leichtfertigem Umgang mit Leib und Leben –, einfach auszublenden. Geben wir uns dann auch noch vollständig der Routine hin, fehlt uns die Vorspannung. Leichtsinnig rufen wir nicht alles ab, was wir können – und versumpfen im Mittelmaß. Das Resultat: Wir spüren das Leben nicht mehr, vermissen den Reiz und das Kribbeln beim Zusammentreffen mit einem neuen Kunden und sind bei der Beschäftigung mit etwas völlig Neuem gefährlich teilnahmslos.
Um dem zu entgehen, haben Topkünstler gelernt, ihr Lampenfieber nicht wegzudrücken, sondern als Stimulans zu nutzen. Sie spüren, dass nicht egal ist, was gleich kommt und dass sie voll auf der Höhe sein müssen, um das Publikum zu erobern. Auch für uns ist die Angst ein wertvoller Energiespender, ein Antreiber, den wir nutzen können – wenn wir uns vor Augen halten: Oft stehen Angst und Routine eng zusammen, die Dosis macht das Gift. Es gilt, weder in Dauerangst zu verfallen noch kraftstrotzend zu glauben, dass nichts schiefgehen kann. In beiden Fällen wird meist das Maximum verfehlt.
Aus diesem Grund sollten wir die Angst nicht bekämpfen, sondern produktiv kultivieren, indem wir uns bewusst Herausforderungen suchen, die uns viel abverlangen und zu Beginn angstbesetzt sind. Warum also nicht mal ohne Präsentation zum Kunden gehen – sozusagen „pur“, nur mit unserer Expertise, Persönlichkeit und der Gewissheit, dem Kunden schon nach 20 Minuten zahlreiche Perspektiven aufgezeigt zu haben? Warum nicht mal forscher an die Akquisepforte klopfen?
Der Umgang mit der eigenen Angst ist reine Übungssache, Mut eine zwar emotionale, aber geschäftliche Investition. Denn das, was uns Unbehagen bereitet, bringt uns am weitesten. Und Mut potenziert sich, weil der Lohn Selbstvertrauen und die Folge neuer Mut ist.
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