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Kaum Seminaranbieter auf der 'didacta 97' - Handlungsorientiertes Training mit neuen Medien bestimmten Trend

Gerade mal eine Handvoll Seminaranbieter beteiligten sich an der 'didacta 97' in Düsseldorf. Das Umfeld von Schule und Hochschule bestimmte wie bisher die Bildungsmesse. 537 Aussteller waren es insgesamt in diesem Jahr: Knapp unter fünf Prozent weniger als im Vorjahr.
'Ich bedaure das sehr', kommentiert Lothar Ammann, Präsident des Deutschen Didacta Verbandes, die geringe Beteiligung von Seminaranbietern. Durch die Gründung des Q-Verbandes fehle eine repräsentative Vertretung im Didacta-Verband. Dennoch könne sich Ammann in Zukunft eine eigene Halle für den Seminarbereich vorstellen. Warum das zur Zeit so schwer ist, sieht der Verbandspräsident im Produkt begründet: 'Ein Seminaranbieter hat nicht viel, was er präsentieren kann.' Außerdem seien die meisten Trainer Einzelkämpfer, so daß ein Messeauftritt zu zeit- und kostenintensiv sei.
Eindringlich forderte Lothar Ammann auf der Eröffnung der Messe eine hohe Bewertung der Bildung, insbesondere wenn solche Veranstaltungen in Zeiten knapper Haushaltslagen immer öfter dem Rotstift zum Opfer fallen. 'Das Bildungssystem in Deutschland ist in vielen Fällen krank. Es erfährt kaum die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihm zusteht', heißt es im Positionspapier 'zur Zukunft von Lernen und Bildung'.
Wer die Augen offen hielt, konnte trotz weniger Aussteller aus dem Seminarbereich Trends auf dem Weiterbildungsmarkt erkennen. Eine Sonderschau 'Grenzenlos lernen - Die Welt im Netz' markierte die Richtung. Dabei stand nicht die bloße technische Faszination im Vordergrund, sondern die Kombination mit klassischen Themen und Methoden. 'Zu den Grundfertigkeiten, die ein junger Mensch beherrschen muß, gehört heute die Fähigkeit, das wachsende Angebot an Information in seinen vielfältigen Erscheinungsformen zum eigenen Vorteil zu nutzen', beschreibt Dr. Fritz Schaumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, den Bildungsbedarf.
Zwar fragten viele Messebesucher nach der CD-ROM, die das selbständige Lernen möglich macht, doch Trainer und Pädagogen sind vorsichtig: 'Eine CD-ROM ist wie der klassische Frontalunterricht', meint Detlef Steppuhn vom Internet-Projekt der Kollegschule Modemannstraße in Köln. Handlungsorientierung sei gefragt: Schon beim Lernprozeß gelte es, selbständig Aufgaben und Probleme zu lösen. So fordert auch Franz Wormer, Leiter der Aus- und Weiterbildung der Rheinischen Kalksteinwerke GmbH, auf einem Diskussionsforum: 'Selbständig handeln kann nur der, der beim Lernen selbständig handeln durfte.'

'CBTs müssen zielgruppengerecht sein'
I
n der Kombination von Seminaren und Computer Based Training (CBT) sieht der Trainer Franz Schantl von Aktiv-Consult die Zukunft. 'Das schlimmste Seminar ist das mit einem unstrukturierten Teilnehmerkreis', meint Schantl. Deshalb müsse es neben einer Lernzieldefinition auch eine Zugangsdefinition von Seminaren geben. CBT biete die Möglichkeit einer Vorbereitung der Teilnehmer. Dafür seien aber keine Standardprogramme tauglich. 'Sie müssen wesentlich stärker zielgruppengerecht sein', beschreibt Schantl die Herausforderung. Weil das jeweilige Vorwissen und Lerngewohnheiten immer uneinheitlicher werden, werde es entsprechend differenzierte Autorensysteme geben müssen. Für Franz Schantl ist die 'didacta' eine gute Messe: Sie biete nach wie vor den Kontakt für das Business-to-Business-Geschäft.
Mit einem Bündel von acht neuen Berufen und entsprechender Weiterbildung präsentierte die Multimedia-Akademie 'Interaktiv' das Marktpotential der neuen Computerwelten für das Weiterbildungsgeschäft. Erst seit 1995 ist die Akademie in Friedrichshafen am Start. Auch firmeninterne Seminare gehören zu ihrem Angebot. Heute lernen dort Online-Designer bis Multimedia-Konzeptionisten. 'Der Wissensstand ist sehr unterschiedlich', begründet Heike Seifert von 'Interaktiv' die hohe Nachfrage nach maßgeschneiderten Trainings. Vielen Unternehmen fehle noch der Überblick über die Einsatzmöglichkeiten und den Nutzen der neuen Medien.
Ebenfalls einer der wenigen Seminaranbieter war 'Outdoor Unlimited Training'. Hier war man weniger zufrieden. 'Wir wurden falsch informiert', meint der Geschäftsführer und Trainer Ralf Becker. Viele Unternehmensvertreter seien nicht auf der Messe. Die Entwicklung seiner Branche sieht Becker dennoch positiv. Die größte Hürde bilde die erste Überzeugungsarbeit beim Kunden. Wenn einmal ein Training angesetzt ist, sei die Begeisterung groß.

50 Prozent mehr Besucher bei der'LEARNTEC' - Interesse der Trainer an CBTs noch verhalten

Mit stolzer Bilanz startete die diesjährige 'LEARNTEC - Europäischer Kongreß und Fachmesse für Bildungs- und Informationstechnologie' Ende Januar in Karlsruhe: Die gebuchte Ausstellungsfläche und die Anzahl der Aussteller sowie der vorangemeldeten Teilnehmer waren 30 Prozent höher als im Vorjahr. Die Zahl der Besucher stieg sogar um 50 Prozent, von 800 auf 1.200 Gäste. Dieses fünfte Jahr wurde von den Veranstaltern als eine Art kleines Jubiläum angesehen, und bot somit Anlaß, auf die Anfänge zurückzublicken.
Als 1992 die erste 'LEARNTEC' stattfand, war der Erklärungsbedarf für das neue Produkt CBT noch immens. Die Akzeptanz und Verbreitung von Lernprogrammen in Behörden und Firmen ist seitdem stark gestiegen. Nach einer Studie der Firma a.i.m. von 1996 setzen 48 Prozent der deutschen Großunternehmen CBT ein, über 70 Prozent halten den Einsatz von multimedialen Lernprogrammen für sinnvoll. In diesem Zusammenhang stehen zwei aktuelle Fragestellungen der Branche: 'Wie kann Lernen über Netze gestaltet werden?' und 'Kann CBT auch im Verhaltenstraining eingesetzt werden?'.
Während man auf der 'LEARNTEC' 1995 noch nach Themen zum Lernen in Netzen suchte, befaßten sich diesmal rund ein Fünftel aller Vorträge mit diesem Thema. Wer allerdings unter den knapp 60 Ausstellern nach Demonstrationen von Online-Lernen fragte, mußte enttäuscht feststellen, daß die meisten Projekte noch in der Entwicklung sind. Ankündigungen vom Lernen per Internet erwiesen sich oft als Angebot per Internet, Präsenzseminare zu buchen. In der echten Umsetzung von Lernen im Internet sind hier die Universitäten am weitesten fortgeschritten. Am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Saarbrücken zum Beispiel ist zumindest ein Untermodul einer Vorlesung hypermedial aufbereitet. Dazu wird auch ein Modul Übungen angeboten; Lösungen und Rückmeldung werden per E-Mail bearbeitet. Trotzdem läßt die Anzahl der Projekte schon erahnen, daß in Zukunft Telelearning ein selbstverständliches Medium sein wird. Wann, das hängt vor allem von der technischen Weiterentwicklung ab.
Schon auf der vorangegangenen 'LEARNTEC' 1995 wurde immer wieder die Frage gestellt, ob CBT im Verhaltenstraining eingesetzt werden kann. Schon damals wurde einmütig festgestellt, daß CBT hier nur eine unterstützende Rolle übernehmen kann. Interessanterweise wird dieses Thema von den Trainern selbst viel weniger wahrgenommen, als von den CBT-Produzenten. Überhaupt scheinen Trainer die Rolle von Lernprogrammen immer noch zu unterschätzen.

Lernsoftware für persönlichen Gebrauch

Auf der diesjährigen LEARNTEC wurden Trainer - wenn überhaupt - dann nur als Kunden von Software angesprochen. Sei es für Zertifizierungen der verschiedensten Art oder als Käufer von Lernsoftware für den eigenen Gebrauch, z.B. um besser zu präsentieren oder besser zu moderieren. Eine Ausnahme stellte das Angebot der DTH - Deutsche Trainer und Berater GmbH dar. Sie hat ein neues Konzept entwickelt, das Trainern im Bereich Kommunikations- und Verhaltenstraining verschiedene CBT- Programme anbietet, die unterstützend im eigenen Training eingesetzt werden können. Neben den eigentlichen 4- 6stündigen multimedialen Programmen der Firma XEBEC gehören zu diesem Konzept fertige Arbeitsbücher für die Teilnehmer und Workshop-Unterlagen für den Trainer. Der Trainer kann sich mit den CDs, die später bei den Teilnehmern bleiben, als multimedialer Trainer empfehlen. Damit die Firmen diese CDs später nicht als Ersatz für den Trainer ansehen, sind sie mit einer Doppel-Lizenz ausgestattet. Nach zweimaligem Durcharbeiten stehen nur noch die Inhalte, aber keine Interaktionen mehr zur Verfügung. Die CD wird sozusagen zum Nachschlagewerk. Schließlich kann der Trainer die Software und die schriftlichen Unterlagen mit seinem eigenen Logo versehen und auf Wunsch eigene Texte und Bilder in das Programm einfügen lassen.
Autor(en): (eab)
Quelle: Training aktuell 03/97, März 1997
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