Monstershow' schrieb DIE ZEIT, 'Bildung vom Wühltisch' urteilte die Süddeutsche. Damit beschrieben beide zwar hart, aber treffend die Premiere der Interschul/didacta vom 1. bis 5. März 1999 in Stuttgart.
Monstershow' schrieb DIE ZEIT, 'Bildung vom Wühltisch' urteilte die Süddeutsche. Damit beschrieben beide zwar hart, aber treffend die Premiere der Interschul/didacta vom 1. bis 5. März 1999 in Stuttgart. Erstmals veranstaltet als Kombimesse, vereinte sie auf dem Killesberg in Stuttgart alles, was irgendwie mit Bildung zu tun hatte: vom Kindergarten bis zur Managementweiterbildung. In 14 Hallen, verteilt auf 750 Stände und rund 500 Vortragsveranstaltungen, wurden über 70.000 Besucher gezählt.
Das Angebot: von allem etwas?
Dabei fanden wohl die wenigsten Besucher den Weg in die Hallen 1 bis 4, die der Weiterbildung vorbehalten waren. Der Besucherstrom jedenfalls war hier dünner als in den übrigen Hallen. Dabei hatten sich die anwesenden Weiterbildner durchaus einiges einfallen lassen: Neuland & Partner bot Schauspiel. Szenen aus dem Berufsalltag wurden auf der Bühne am Stand nachgespielt.
Auf dem 'Forum Weiterbildung' referierten Praktiker ebenso wie Wissenschaftler. Dr. Hans Eicher, Personalleiter bei Porsche Austria, appellierte auf der Vortragsreihe Weiterbildung beispielsweise an den Verstand der Personalentwickler: 'Bleiben Sie kritisch. Widerstehen Sie dem Feuerlauf.' Zukunftsforscher Dr. Rolf Homann hingegen setzte auf provokante Thesen: 'Lebenslänglich haben nur Beamte. Erfinden Sie Ihre Weiterbildung selbst!' Besuchermagnet war jedoch nicht die Vortragsreihe Weiterbildung, sondern die zum Thema Training. Wenig Zuspruch fand indes der Beratertag.
Der 'Marktplatz Weiterbildung', organisiert von Rudolph Müller, machte seinem Namen alle Ehre. Eng war´s und manches Mal auch laut, wenn die vortragenden Seminaranbieter den Besuchern einen Einblick in ihre Trainings zu geben versuchten. Das war nicht immer professionell, wie Müller bemerkte. Manche Trainer legten nicht ein Prospekt aus, hefteten nicht ein Plakat an die Wand. Werbewirkung gleich null.
Trotz der Vielfalt des Gebotenen stellte sich richtige Zufriedenheit bei den Weiterbildnern nicht ein. Der Tenor: Viele Lehrer, durchaus einige interessante Gespräche mit Weiterbildnern, Kontaktforum für Trainer, jedoch kaum Personalentwickler und Unternehmensvertreter. Wie auch bei vielen Bildungsmessen zuvor, wurden die eigentlichen Nachfrager der Management-Weiterbildung nur selten gesehen.
Und diese lassen sich wohl auch kaum mit Kongressen wie dem 'Zukunftsforum 2000' anlocken. Veranstaltet von Friends & Business in Kooperation mit dem Gabal-Verlag, gab es hier leichte Bildungskost für jedermann. Fast 800 Besucher amüsierten sich bei Mentaltrainer Andreas Ackermann, Gesundheitsprediger Dr. Michael Spitzbart, Love Seller Hans-Uwe Köhler und Erfolgstrainer Jörg Löhr. Letzterer holte seine Zuschauer buchstäblich von den Sitzen: Jeder sollte versuchen, sich zu setzen (es jedoch nicht tun) und in dieser Position über der Sitzfläche verharren. Die Schmerzen in den Oberschenkeln gereichten Löhr zum Beweis: Versuchen ist schwieriger als tun.
Die Zukunft: etwas mehr?
Was auch immer man von Events dieser Art halten mag, sie kamen gut an. Darum wollen die Veranstalter der nächsten interschul/didacta, die vom 14. bis 18. Februar 2000 in Köln stattfindet, wieder einen begleitenden Kongreß anbieten.
Beim didacta-Verband denkt man ohnehin bereits darüber nach, wie der Bereich Aus- und Weiterbildung besser in Szene gesetzt werden kann. 'Das Konzept, Aus- und Weiterbildung voneinander zu trennen, geht in die richtige Richtung', ist Raquel Jarillo vom didacta-Verband überzeugt. Allerdings müsse es hinsichtlich der Inhalte noch ausgefeilt werden. Ein Arbeitskreis aus Verbandsmitgliedern, Besuchern und Ausstellern nimmt bereits jetzt die Arbeit auf.
Ob aus Masse dann Klasse wird? Ob aus der 'Leitmesse für Bildung' - wie die Veranstalter die Messe betiteln - auch eine 'Leitmesse für Weiterbildung' wird? Immerhin, das steht bereits fest, sollen sich die Besucher bei der nächsten Interschul/didacta in Köln nicht verlaufen und leichter den Überblick behalten können. 'Die Wege werden kürzer, wir setzen auf eine verdichtete Präsentation', erläutert Projektleiter Guido Küpper die Vorstellungen der Kölner Messegesellschaft. Verteilt auf zwei Ebenen soll dann alles, was Wissen schafft, in zwei Hallen untergebracht werden. (nbu)