Vor zwanzig Jahren hat Helmut Seßler die INtem Trainergruppe, Mannheim, gegründet. Seitdem hat sich die Weiterbildungsbranche stark verändert. Training aktuell sprach mit dem 60-Jährigen über nachhaltige Wissensvermittlung in einer ungeduldigen Wirtschaftswelt.
Herr Seßler, inwiefern hat sich die Weiterbildungslandschaft seit 1989 verändert?Helmut Seßler: 1989 dominierte das klassische Tages-Seminar. Die Verkäufer lernten kurz und bündig, wie sie ihr Produkt am besten präsentieren und verkaufen. Heute sind die Trainings viel enger an die Unternehmensziele gekoppelt. Ein Training, Seminar oder Coaching muss ergebnisorientiert sein, zur Entwicklung des Unternehmens und der Menschen beitragen – nachweisbar und messbar. Das ist heute Standard.
Aber es gibt sie noch immer, die Blockseminare.Seßler: Eines habe ich in den 20 Jahren gelernt: In der Weiterbildung gibt es kein Entweder-oder, sondern immer ein Sowohl-als-auch. Ohne umsetzungsorientierte Weiterbildungen, die den Unternehmen helfen, ihre Probleme zu lösen, geht gar nichts. Daneben existiert ein Bedürfnis nach Kurzformaten wie 'Learning-Nuggets' oder 'Mikro-Trainings'. Inhalte werden in Fünf-Minuten-Häppchen gepresst.
Wie beurteilen Sie diese Angebote?Seßler: Mehr als Aha-Erlebnisse können damit nicht erreicht werden. Wenn dies jedoch das Ziel ist – okay. INtem steht dafür nicht. Denn mit diesen kurzatmigen Weiterbildungsformaten lässt sich keine Nachhaltigkeit erreichen. Allerdings ist ihr Einsatz sinnvoll, um die Umsetzung zu unterstützen.
Welche Ziele verfolgen Sie?Seßler: Heute wollen die Unternehmen Problemlösungen. Für die Trainer heißt das: Sie müssen überzeugende Konzepte liefern, die punktgenau auf die Unternehmensziele ausgerichtet sind, und es verstehen, den Nutzen darzustellen. Dieser Nutzen lässt sich mit den Schlagwörtern Messbarkeit, Umsetzungsorientierung und Nachhaltigkeit beschreiben – dafür steht INtem.
Was bringen die nächsten 20 Jahre für die Branche? Wagen Sie einen Ausblick.Seßler: Weiterbildung wird schneller, das Impuls-Lernen immer wichtiger. Die Menschen müssen just-in-time lernen, für den sofortigen Einsatz und Gebrauch. Wissensaneignung ist nicht mehr so bedeutsam, es steht ja alles im Netz. All diese Entwicklungen führen jedoch zu einer gewissen Verflachung und Oberflächlichkeit – auch bei den Weiterbildungsformen.
Wozu wird diese Entwicklung führen?Seßler: Es entstehen Widersprüche, mit denen wir wohl leben müssen. Die Persönlichkeit und Authentizität eines Verkäufers werden immer wichtiger, auf der anderen Seite wächst die Bedeutung eher anonymer Medien. Es kommt darauf an, als Verkäufer auch über diese neuen Medien und Kundenkanäle Beziehungsqualität aufzubauen und Wirkung zu entfalten. Wir Trainer müssen unsere Kunden auf die Diskrepanz vorbereiten.
Herr Seßler, die Trainergruppe ist eng mit Ihrem Namen verbunden. Wie fällt Ihre persönliche 20-Jahres-Bilanz aus?Seßler: Meine Vision ist und bleibt: Ich helfe Menschen, sich beruflich und privat weiter zu entwickeln. Ich bin glücklich und zufrieden, dass mir dies zu gelingen scheint.
Kein Gedanke an den Ruhestand?Seßler: Nein, überhaupt nicht. Ich habe noch so viele Pläne. Unser nächstes Ziel ist es, das INtem-Trainingskonzept auch verstärkt in anderen Ländern Europas anzubieten. Es gibt also viel zu tun!