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GSA-Convention 2008: Lernen von den prominenten Köpfen

Auch die Promis unter den Trainern funktionieren nicht immer wie auf Knopfdruck. Bewiesen hat das dieses Jahr die GSA-Convention, die Anfang September in Salzburg stattfand. Dennoch konnte man lernen: Die Rednerfestspiele waren geprägt von emotionalen Auftritten sowie Fragen und Antworten rund ums Speakersein – eingebettet in ein ultravolles Programm.

Auf sein Kommen waren die Organisatoren der Convention der German Speakers Association (GSA) besonders stolz, auf seinen Auftritt hatten viele der nahezu 300 Teilnehmer mit großer Spannung gewartet: auf Samy Molcho. Doch beinahe wäre der Auftritt des Körpersprache-Gurus in Salzburg nicht passiert. Aufgeregt saß er beim Essen und erklärte, dass er nur auf die Bühne trete, um zu sagen, dass er nicht auftrete. Seine Begründung: Die Stimmung im Plenum sei durch die vor ihm aufgetretenen Personen, zwei humorige Sprecher, aufgeheizt wie im Zirkus, die Besucher seien auf Lachen eingestellt, er aber verstehe sich nicht als Speaker, er vertrete ein ernstes Thema, für das er mehr Aufmerksamkeit brauche als die Sitzordnung (runde Tische) zulasse. Dem Verhandlungsgeschick von GSA-Vizepräsident Siggi Haider war es zu verdanken, dass sich Molcho schließlich doch auf seine Professionalität besann und auftrat. Freilich nicht, ohne seinem Unmut etwas Luft zu machen, was die Stimmung im Raum veränderte und Molcho sein Thema vertreten ließ.

Wer ist ein Speaker?

Damit war aber die Frage aufgeworfen: Wer ist ein Speaker? Ist ein Speaker ein Trainer? Und wer sind die Besucher der Convention? Siggi Haider erklärt: 'Speaker zu sein, bedeutet, seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen, Trainings und Coachings zu bestreiten. In der GSA versammeln sich vom Einsteiger bis zum Profi Personen, die die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen wollen.' Und das seien Trainer, Coachs und Referenten, die von denen lernen wollen, die großes Publikum gewöhnt sind und in Sachen Emotionalisierung, Performance und Storytelling vorbildlich sind.

Das erklärt nicht den Ausspruch Molchos, kein Speaker zu sein, immerhin aber die Kennzeichen der GSA-Conventions, der diesjährigen in Salzburg wie auch der vorangegangenen zwei: Sie versammeln prominente Redner aus aller Welt – von singenden und clownesken bis zu eindringlich redenden und pantomimisch agierenden. Die Themen dieses Jahr waren eindeutiger als in den Vorjahren am Hauptanliegen der Besucher orientiert: Wie rüttele ich mein Publikum auf? Wie werde ich eine Marke? Wie bekomme ich Presse? Wie werde ich erfolgreich und bleibe es dann?

Dass es nicht nur einen Weg nach oben gibt, zeigten dann auch die sehr unterschiedlichen Darbietungen der Redner: Martin Limbeck vermarktet sich als 'Der Hardseller' und setzte mit seinem Beitrag 'Trainieren Sie noch oder verdienen Sie schon?' dem Hardliner-Image folgend auf die Provokation seines Publikums. Stefan Frädrich wiederum präsentierte sich als der smarte, umgängliche TV-Coach und gab an sein Auditorium weiter: 'Reden Sie mit Redakteuren auf Augenhöhe, zeigen Sie sich flexibel, seien Sie unanstrengend.'

Reden ohne Pausen

Unanstrengend – das konnte man über die zwei Tage in Salzburg nicht sagen. Die Agenda war dicht, Pausen gab es keine. 'Ausruhen müssen Sie später', kommentierte Siggi Haider das Programm, das nach amerikanischem Vorbild auch die Mittagspausen und das Abendessen einbezieht. 'Gespeakt' wird immerzu, die Kaffeepause dient dem Powernetworking, indem nach sieben Minuten ein Gongschlag ertönt, der anzeigt, dass der Gesprächspartner gewechselt werden sollte. 'Wir hatten dieses Jahr 50 Redner, das war angesichts des Networking-Gedankens zu viel', reflektiert Haider, der weiß, dass die GSA-Präsidentin Sabine Asgodom die nächste Jahresveranstaltung in Mannheim unter dem Motto 'Hier spielt die Musik' schlanker gestalten will.

Dass jedoch der Gala-Abend weiterhin ein 'bespeakter' Abend bleiben wird, steht jetzt schon fest. Alljährlich werden dann die neuen Mitglieder der Hall of Fame feierlich bekanntgegeben und mit Laudatio für ihr Lebenswerk geehrt. Dieses Jahr konnten Florian Langenscheidt, einstiger Verleger und Kolumnist, Vera F. Birkenbihl und der Managementprofessor Fredmund Malik in die Ruhmeshalle der Redner einziehen. Birkenbihl nahm die Ehrung nicht persönlich entgegen, sondern bedankte sich per Videobotschaft. Darin verriet die vielerorts als schwierige Persönlichkeit beschriebene Grande Dame des Lernens erstmals öffentlich, dass sie am Asperger-Syndrom leidet, einer leichten Art von Autismus. Während sich Florian Langenscheidt ebenso gerührt wie beschämt ob seiner Ehrung zeigte und sich mit einer Rede über die Dankbarkeit beim Publikum beliebt machte, wirkte Fredmund Malik weniger beredt als erwartet und ordnete den Preis als Ehrung seines Themas, des Themas Management, ein.

Lothar Seiwert wird Präsident

Bekannt gemacht wurde mit der diesjährigen GSA-Convention auch der nächste Präsident: Lothar Seiwert wird Ende 2009 die jetzige Präsidentin Asgodom ablösen. Bis dahin wird er ihr als 'president elect' über die Schulter schauen. Pläne für seine eigene Amtszeit hat Seiwert aber jetzt schon: 'Eine Stiftung zu gründen, die die Fähigkeit, vor anderen Leuten zu reden, fördert', verriet der Zeitmanagement-Trainer, der seinen Lebensunterhalt mit – wie kann es anders sein – Reden verdient.

Autor(en): (Nicole Bußmann)
Quelle: Training aktuell 10/08, Oktober 2008
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