Das jahrzehntelange Bemühen der Wirtschaft, ihre firmeninterne Kommunikation zu optimieren, ist offenbar doch weitgehend fehlgeschlagen. Die Hälfte aller Führungskräfte ist noch immer mit der Vorbereitung, dem Verlauf und den Ergebnissen von Besprechungen, Sitzungen und Meetings in ihren Unternehmen unzufrieden. Das ergab eine Umfrage unter 230 deutschen und österreichischen Managern, die von der Kybernetika GmbH, Linz, im Auftrag der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft, Bad Harzburg, 1996 durchgeführt wurde.
Kritik äußern die befragten Führungskräfte vor allem an der fehlenden Gruppen- und Teamorientierung der Besprechungsteilnehmer. 67 Prozent monieren, daß ihre Kollegen meist unzureichend vorbereitet zu den Sitzungen kommen. 61 Prozent stellen fest, daß viele Teilnehmer sich während der Sitzungen nicht ausreichend auf die Sache konzentrieren. Ebenso bemängeln 61 Prozent, die Sitzungsergebnisse würden nicht konsequent in die Praxis umgesetzt. Entsprechend kritisieren die Befragten auch die mangelnde Zielorientierung von Sitzungen: 56 Prozent bedauern, es würden in der Tagesordnung keine klaren Prioritäten gesetzt. 49 Prozent bemängeln, das Besprechungsziel sei vor der Sitzung oft nicht klar. 51 Prozent bringen zum Ausdruck, die Lösung schwieriger Themen werde nicht ausreichend durch die gezielte Anwendung moderner Moderations- und Visualisierungs-Techniken unterstützt.
Weiterhin sehr kritisch werden destruktive Verhaltensweisen der Sitzungsteilnehmer bewertet. Nicht weniger als 57 Prozent der Befragten gaben an, für unwichtige Fragen werde in Sitzungen gleichviel Zeit aufgewendet wie für wichtige. 52 Prozent gaben zu: 'Wir schweiften oft vom Thema ab.' Und 40 Prozent stimmten der Feststellung zu 'Wenn Probleme auftauchen, wird gleich nach Schuldigen gesucht und weniger nach Lösungen'.
Häufig kritisiert wird von den Führungskräften auch die mangelnde Einbindung aller Gesprächsteilnehmer. 51 Prozent finden, die Sitzungen würden von 'immer denselben' Personen dominiert. Auch bei der Verteilung von Aufgaben treffe es 'immer wieder dieselben Mitarbeiter', sagten 46 Prozent. Knapp die Hälfte der Manager ist auch mit dem sachlich-konstruktiven Verlauf der Besprechungen im Unternehmen nicht einverstanden. 53 Prozent widersprechen der Feststellung 'Uneinigkeit lösen wir in sachlichen und konstruktiven Diskussionen'. Auch glauben 44 Prozent, nicht jeder Teilnehmer könne sich mit seinen Ideen in die Besprechung einbringen. Jedenfalls haben 51 Prozent nur nach wenigen Sitzungen den Eindruck, 'wieder ein Stück weitergekommen zu sein'. Entsprechend bringen 58 Prozent zum Ausdruck, sie erlebten firmeninterne Meetings nur selten entspannt und streßfrei.
'Es mangelt massiv an der Besprechungsdisziplin der Teilnehmer und an der Kompetenz der Führungskräfte, Besprechungen effizient zu leiten', resümiert Dr. Christian Freilinger, der die Umfrage konzipiert und ausgewertet hat.