Die schlechte wirtschaftliche Lage trifft auch den Weiterbildungs- - und hierbei insbesondere den e-Learning-Bereich - hart. Immer mehr bekannte Unternehmen der Branche gingen in den vergangenen Monaten pleite.
ed-scout, Anbieter eines der bekanntesten deutschen e-Learning-Portale, hat bereits im September 2001 Antrag auf Insolvenz gestellt. Im November wurde der Antrag 'mangels Masse' abgelehnt. Der Grund für das Scheitern des Unternehmens lag schlichtweg an den hohen Investitionen für das Lernportal und an fehlenden Kapitalgebern - was ein anderes Unternehmen nicht davor zurückgeschreckt hat, die Lernplattform zu übernehmen: Der Offenbacher Medien- und Informationsdienstleister CoC Center of Communication AG führt neuerdings den Portal- und Consultingbereich von ed-scout weiter.
Ein weiterer e-Learning-Anbieter, und zwar die Learning Online AG, Neuler, die Anfang November 2001 Antrag auf Insolvenz gestellt hatte, sorgte besser vor: Frühzeitig hatte sich Josef Steiner, ehemaliges Vorstandsmitglied des auf individuelle Kursproduktion spezialisierten Unternehmens, um einen Kaufinteressenten bemüht - den er in Prodigital, einer Tochter der Würth IT-Gruppe, gefunden hat. Unter dem Label Learning Online hat Prodigital sein eigenes Leistungsangebot als IT-Dienstleister um den Bereich e-Learning erweitert. Der Grund für das Scheitern der Learning Online AG war nach Auskunft von Steiner die allgemeine Wirtschaftslage. Viele Kunden hätten ihre Aufträge erst einmal zurückgestellt.
Die Expansion ins e-Learning hat übrigens auch Motivationstrainer Jürgen Höller mit in den Ruin getrieben: Sein Unternehmen, die Inline Motivations AG mit Sitz in Gochsheim, ist zahlungsunfähig. Den Insolvenzantrag stellte Höller am 21. Dezember 2001. Der Motivationsguru hatte rund fünf Millionen Euro in den Bereich e-Learning investiert, um für die Börse hinreichend attraktiv zu werden. Denn für den geplanten Börsengang musste er expandieren. Weitere 1,5 Euro vom Vermögen der Inline AG sind darüber hinaus an die Analysten und Banker gegangen, die den Börsengang vorbereitet haben. Dieses Geld allein hat Höller jedoch nicht zum Scheitern gebracht. Vielmehr ist der Wert seines Unternehmens durch die Talfahrt des 'Neuen Marktes' innerhalb eines Jahres von 250 Millionen Euro auf 40 bis 52 Millionen Euro abgesunken. Folge: Der Börsengang wurde immer weiter verschoben, und die Banken drehten schließlich den Geldhahn zu.
Laut Höller sieht der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé aber 'gute Zukunftschancen' für die Inline AG. Es gäbe 'zahlreiche Interessenten', die das Unternehmen kaufen und als Auffanggesellschaft fortführen wollen.