Auf der Suche nach neuen Märkten ziehen immer mehr Trainer und Coaches Schüler als potenzielle Zielgruppe in Betracht. Und in der Tat: Für die Berufsorientierung besteht bei den Jugendlichen ein großer Bedarf an Beratung. Allerdings nehmen die Schulen am liebsten nicht-kommerzielle Angebote in Anspruch. Dass dennoch mit Schülercoaching Geld verdient werden kann, zeigen zwei Beraterinnen, die bereits mehrere Jahre erfolgreich auf dem Markt tätig sind.
Brigitte Hielscher von der Kölner Kommunikationsagentur IMAGO hatte einen guten Riecher: Bereits vor acht Jahren entdeckte sie Schüler als Zielgruppe für Coachings und Seminare. Seitdem hilft sie den Jugendlichen bei der Berufsorientierung, vermittelt in diesem Zusammenhang Schlüsselqualifikationen und führt Persönlichkeitsanalysen und Kompetenz-Checks durch. 'Meine Angebote sind immer mehr zum Selbstläufer geworden. Werbung brauche ich nicht', sagt Hielscher. Das mag so manchen Trainer aufhorchen lassen. Auf der Suche nach neuen Märkten versuchen gerade in den vergangenen Monaten viele Weiterbildner, im schulischen Bereich Fuß zu fassen - was nicht ganz einfach ist, wie Astrid Holzhausen vom Institut Unternehmen & Schule Service GmbH, Düsseldorf, weiß: 'Der Coaching-Bedarf bei Schülern ist da, keine Frage. Das konnte ich nicht zuletzt im Rahmen der von uns initiierten Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen feststellen. Allerdings ist die Budgetierung der Schulen sehr eng. Sie bevorzugen daher nicht-kommerzielle Projekte.'
Wirtschaftsverbände als Kooperationspartner
Dass Schulen nur selten bereit sind, Geld in Schülerberatung zu investieren, hat auch Brigitte Hielscher festgestellt. Für ihre Aktionen sucht sie sich daher Sponsoren aus der Wirtschaft, unter deren Trägerschaft sie ihre Schülertrainings und -coachings anbietet. Meistens handelt es sich bei den Partnern um Institutionen mit wirtschaftlichen Interessen, z.B. Wirtschaftsverbände oder Industrie- und Handelskammern. Unternehmen als Kooperationspartner zu gewinnen, ist laut Hielscher hingegen ein schwieriges Unterfangen. 'In den vergangenen acht Jahren ist es nur zwei Mal vorgekommen, dass ich gemeinsam mit einem Unternehmen ein Projekt gemacht habe', sagt sie.
Eine andere Möglichkeit, Schülercoachings zum kommerziellen Geschäft zu machen, ist der Weg über private Angebote, bei denen die Eltern die Sitzungen bezahlen. Die Beraterin Gunda Haberbusch ist mit diesem Ansatz bereits seit sieben Jahren erfolgreich. Über verschiedene Schulen im Raum Stuttgart akquiriert sie ihre Klientel, - und zwar, indem sie ihr Angebot in den Schulklassen oder auf Elternabenden vorstellt.
Wirkliches Interesse für die Schüler muss vorhanden sein
Der Grund für Haberbuschs Erfolg dürfte aber nicht zuletzt in ihrer Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit einer frühzeitigen Berufsorientierung der Schüler sowie in der Qualität ihres Angebots liegen: Mittels zwölf Gruppensitzungen begleitet sie die Schüler über mehrere Monate und hilft ihnen u.a. zu erkennen, dass sie für ihre berufliche Zukunft Eigeninitiative aufbringen müssen. Auch Haberbuschs Fähigkeiten, mit Jugendlichen umzugehen, dürften dazu beitragen, dass die Nachfrage nach ihren Coachings groß ist. 'Viele Trainer und Coaches scheitern an der Zielgruppe Schüler, weil sie die Jugendlichen nicht richtig ansprechen und kein wirkliches Interesse an deren Persönlichkeit und Entwicklung haben', sagt Haberbusch. Jugendliche seien da sehr sensibel und würden sich nicht zwei Mal auf ein Coaching einlassen, bei dem das Augenmerk auf schnelles Geld gelegt wird.
Gemeinsam ist Haberbusch und Hielscher im Übrigen, dass sie ein Lehramtsstudium absolviert und nach dem zweiten Staatsexamen mehrere Jahre in der Wirtschaft gearbeitet haben. Laut Hielscher ist neben pädagogischer Kompetenz der Einblick in Wirtschaftsunternehmen die Voraussetzung schlechthin, um als Coach im Bereich 'Berufsorientierung für Schüler' erfolgreich zu sein. Wie sonst könnte man Schulen und Eltern davon überzeugen, dass man die richtige Person ist, um Schülern den Weg ins Berufsleben zu ebnen?