Personalentwicklung ist in China noch ein relativ junges Thema. Erste Seminarangebote starteten Anfang der 90er-Jahre – vornehmlich im universitären Bereich. Die Nachfrage nach Coaching setzte erst zu Beginn der 2000er-Jahre ein, wie Alan Babington-Smith berichtete, dessen Unternehmen, Leadership Management International (LMI), mit mittlerweile 2.000 Coachings pro Jahr zu den führenden Anbietern in diesem Weiterbildungssegment gehört. In chinesischen Unternehmen ist Coaching heute zwar mehr oder weniger bekannt, aber noch lange nicht an der Tagesordnung. Life Coaching als private Chance spielt noch gar keine Rolle.
Dennoch herrschte auf dem Kongress unter den in China ansässigen Personalverantwortlichen, Institutsleitern und Coachs weitgehend Einigkeit darüber, dass ein Boom unmittelbar bevorsteht. Ein Indiz sehen viele in dem sich abzeichnenden Strukturwandel. Chinesische Unternehmen vollziehen einen Rollenwechsel vom Zulieferer zum eigenständigen Global Player, der außer-chinesische Standorte eröffnet, Kooperationen eingeht und Firmen erwirbt. Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, profitiert von einer stützenden Begleitung der Führungskräfte und verstärkter Personalentwicklung.
Hinzu kommt der Generationenwechsel in vielen Unternehmen, mit dem ein Wandel der Führungskultur verbunden ist, durch den die Etablierung neuer Methoden wie Coaching erleichtert wird. Hatte die Väter-Generation in der Regel die allgemeine Hochschulreife und ein ausgeprägtes autokratisches Führungsbewusstsein, haben ihre Nachfolger zu 90 Prozent studiert, 60 Prozent sogar im Ausland. Die nachrückende Managergeneration verfügt daher über ein anderes Hintergrundwissen. Zugleich ist das Bewusstsein für die Bedeutung von Persönlichkeitsentwicklung stetig gewachsen.
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