Im Sommer 1993 hatte das IW Köln die Personalchefs von 1.450 Unternehmen in Ost- und Westdeutschland schriftlich befragt. Bei der Erhebung wurde das IW von den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern unterstützt. Ermittelt wurden die Daten der betrieblichen Weiterbildung für das Jahr 1992.
Ergebnisse:
1) 97 % der Unternehmen sind regelmäßig in der beruflichen Weiterbildung aktiv. Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Bedeutung, die die Unternehmen der Personalentwicklung und Mitarbeiterqualifizierung 1992 beimaßen.
2) Die berufliche Weiterbildung war bedarfsorientiert und anwendungsbezogen. Die Betriebe legten den Schwerpunkt auf praxisbezogene Lernformen wie das Lernen in der Arbeitssituation (92 % der Betriebe) sowie selbstgesteuertes Lernen (84 % der Betriebe). Lernen in der Arbeitssituation machte rund 45 % der betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten aus, selbstgesteuertes Lernen 11%. Weitere Schwerpunkte waren interne bzw. externe Lehrveranstaltungen (15 bzw. 17 %) und Infor-mationsveranstaltungen (10 %).
3) Die Teilnahmen je 100 Beschäftigte stieg von 44 im Jahr 1987 auf 67 im Jahr 1992 an. Auf jeden Teilnehmer an Weiterbildungsveranstaltungen entfielen statistisch gesehen rund 30 Weiterbildungsstunden. Hinzu kamen die Weiterbildung am Arbeitsplatz und selbstge-steuertes Lernen.
4) Neue Bundesländer: Weniger Teilnehmer pro Beschäftigte aber durchschnittlich längere Dauer. Die Werte für die neuen Bundesländer liegen erwartungsgemäß unter denen der alten Bundesländer: 70 Teilnehmer je 100 Beschäftigte im Westen stehen 50 Teilnehmer im Osten gegenüber. Allerdings: während im Westen jeder Teilnehmer durchschnittlich 26 Stunden Weiterbildung erhalten hat, sind es im Osten 95 Stunden. Verantwortlich hierfür ist ein vergleichsweise höherer Anteil von länger dauernden externen Lehrgängen und Umschulungsmaßnahmen.
5) Betriebliche Weiterbildung fand größtenteils innerhalb der Arbeitszeit statt. Von der gesamten Weiterbildung 'off the job' wurden 80 % der Maßnahmen während der Arbeitszeit durchgeführt. Gegenüber 1987 erhöhte sich die Weiterbildung außerhalb der Arbeitszeit allerdings um ca. 10 %, d.h. immer mehr Arbeitnehmer waren 1992 bereit, für die berufliche Weiterbildung auch Freizeit einzusetzen.
6) Jeder fünfte Betrieb führt neben der Weiterbildung für seine Mitarbeiter auch Maßnahmen für externe Personengruppen durch.
7) Auch für die kommenden Jahre gingen die Unternehmen von einer hohen Bedeutung der beruflichen Weiterbildung aus. Während 34 % der Betriebe eine Zunahme, 47 % eine konstante Entwicklung erwarteten, rechneten nur 6 % mit einem Rückgang. Die Betriebe sahen vor allem einen weiteren Anstieg des Lernens in der Arbeitssituation (50 %), bei internen Lehrveranstaltungen (43 %) sowie beim selbstgesteuerten Lernen (42 %). Offensichtlich werden die Unternehmen ihre eigenen Kapazitäten und Lernformen mit geringen Transferverlusten verstärkt nutzen.
8) 41 % der befragten Unternehmen haben aufgrund der Arbeitszeitverkürzungen Schwierigkeiten, Mitarbeiter für die Weiterbildung freizustellen. 21 % der Betriebe sehen sogar ein Entwicklungshemmnis in Freistellungsansprüchen auf gesetzlicher oder tarifrechtlicher Grundlage.