Fünf Jahre ist sie jetzt alt: die Initiative iMOVE, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt, um deutsche Weiterbildung ins Ausland zu exportieren. Am 15. November 2007 feierte die Beratungsinstanz in Sachen Internationalisierung von Weiterbildung ihr Jubiläum in Berlin. Verliehen wurde auf der Festveranstaltung der erste Weiterbildungs-Export-Preis. Doch es gibt noch viel zu tun, bis 'Training made in Germany' zum Exportschlager wird.
Hindernisse überwinden, Türen öffnen, neue Gebiete erforschen, Brücken bauen. So sieht die Arbeit von iMOVE in der Rückschau des Unternehmenstheaters Mobilé aus. Die Aktionskünstler setzten Mitte November 2007 in Berlin anschaulich die Arbeit von fünf Jahren iMOVE auf ihre Weise um: Mal überwanden sie imaginäre Mauern, mal schüttelten sie Hände und brachten Menschen zusammen, mal zeigten sie - musikalisch unterstützt - das Fremde einer Kultur. Was die Schauspieler dem Besucher der Geburtstagsparty von iMOVE im Berliner Tagungszentrum axica auf jeden Fall nahebrachten: Der Export deutscher Weiterbildung ist kein leichter Job.
'Training made in Germany' steht für Qualität
Dabei ist es nicht die mangelnde Nachfrage nach 'Training made in Germany' - so der Werbeslogan der mit 1 Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Initiative -, die den Export erschwert. Im Gegenteil: 'Training made in Germany ist ein Qualitätssiegel wie Produkte made in Germany. Unsere berufliche Aus- und Weiterbildung genießt weltweit einen exzellenten Ruf', zeigte sich Andreas Storm, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, überzeugt. Eine Einschätzung, die von ausländischen Bildungsverantwortlichen geteilt wird. 'Die Wahrnehmung deutscher Weiterbildung ist immer gleich: Training made in Germany steht für Qualität', sagte Alaa Ezz von der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer. Den guten Ruf seiner Weiterbildung im Ausland verdankt Deutschland vor allem dem dualen System, das beispielsweise, wie Ezz erläuterte, in Ägypten reißenden Absatz findet.
Bildung als Exportgut begreifen
Doch bevor internationale Märkte erschlossen werden können, gilt es, Bildung überhaupt erst einmal als Exportgut zu begreifen. Und das ist in Deutschland offenbar ein langer, steiniger Weg, wie Sabine Gummersbach-Majoroh erläuterte: 'Als wir vor fünf Jahren mit unserer Arbeit begannen, war das Thema Internationalisierung von Bildungsdienstleistungen noch überhaupt nicht verankert.' Die Leiterin von iMOVE macht dafür mehrere Gründe verantwortlich: 'Damals bestand noch kein Druck für deutsche Bildungsanbieter zu exportieren. Der heimische Bildungsmarkt war deutlich besser als heute.' Doch nicht nur der fehlende Zwang zum Export, auch das fehlende Bewusstsein, Bildung überhaupt als zu vermarktendes Gut zu begreifen, fehlte.
An Letzterem hat sich allerdings bis heute nicht viel geändert. Einen Posten Bildung sucht man in deutschen Exportstatistiken vergebens. Anders in den angelsächsischen Ländern, die seit Jahren fleißig ihre Bildungsdienstleistungen exportieren und auf die auch iMOVE jedes Mal wieder bei der Erkundung neuer Märkte stieß: Egal, wo die Initiative anklopfte, Dienstleister aus England, den USA und Australien waren bereits am Ort. So verwundert es nicht weiter: Bildung steht in den Exportstatistiken von Australien mit an vorderster Stelle, erstaunlicherweise sogar vor deren Exportgut Wolle.
Die raison d`être für iMOVE war damit klar, wie Susanne Burger vom BMBF erläuterte: 'deutsche Bildungsanbieter auf dem ausländischen Markt adäquat zu positionieren'. Und dafür unternimmt iMOVE einiges: Als Anlaufstelle für Exportinteressierte hält die Initiative Marktinformationen bereit, sie veranstaltet Länderseminare und Delegationsreisen und betreibt eine Weiterbildungsdatenbank. Nicht zuletzt auch der 2006 zum ersten Mal ausgelobte Weiterbildungs-Export-Preis dient dem Zweck, das Thema Export von Weiterbildung in die Öffentlichkeit zu tragen, nämlich, indem er Beispiele gelungenen Exports aufzeigt.
Drei Unternehmen erhalten den Weiterbildungs-Export-Preis
Als solche positiven Beispiele hat die Jury des iMOVE-Preises drei Institutionen befunden und sie alle drei gleichwertig ausgezeichnet: Mit dem Weiterbildungs-Export-Preis wurde in Berlin die Paderborner Stiftung Bildung & Handwerk geehrt, die mit Niederlassungen ihres Unternehmens InBIT in Polen erfolgreich ist. Ebenso als preiswürdig wurde das Konzept der iVWA Internationale Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie eingestuft. Die iVWA wurde 2002 mit dem ausschließlichen Ziel, China Bildung zu bringen, gegründet und ist nun erfolgreich mit einer chinesischen Variante des deutschen Berufsakademie-Modells. Ebenfalls auf China ausgerichtet ist der dritte Preisträger, die Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement mbH, die als Bildungsmanager für kleine und mittelständische Betriebe in China Ausbildungswerkstätten, die so genannte Bildungsfabrik, organisiert.
Die Wege sind unterschiedlich, das Ziel ist dasselbe: partizipieren an einem Markt, dessen Finanzvolumen das Bankhaus Merrill Lynch auf 2,2 Billionen US-Dollar jährlich schätzt. Deutschland hat nach Einschätzung von iMOVE große Chancen, an dem Markt teilzuhaben, denn die deutsche Industrie ist in vielen Ländern schon da. 'Mit dem Export von Gütern und Maschinen muss der Export des Know-hows einhergehen', so der Ratschlag von Sabine Gummersbach-Majoroh. Gute Aussichten auf Erfolg bestehen nach Aussagen der iMOVE-Experten in den Branchen Maschinenbau und erneuerbare Energien. Als nächste zu erschließende Märkte hat sich das Team um Sabine Gummersbach-Majoroh für die Türkei und Indien entschieden: 'Das sind dynamische Wirtschaftsräume, denen es an gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften fehlt', so die Fach- und Frontfrau von iMOVE. Und inländisch können die nötigen Qualifaktionen nicht bereitgestellt werden.
Doch trotz des Bedarfs sei auch vor allzu viel Optimismus gewarnt: Auch die Türkei und Indien sind keine einfachen Märkte. Gummersbach-Majoroh: 'Auf die Frage nach dem einfachsten Markt kann ich nicht antworten. Es gibt keinen einfachen Markt.'