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4. IT-Trainings-Kongreß: Chancen für Tele-Trainer und Psychologen

'Der Mensch kehrt zum Jagen und Sammeln zurück: Er jagt und sammelt Informationen.' Mit seinem Eingangsstatement traf Prof. Klaus Zimmermann vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit ins Schwarze. Rund 290 informationshungrige Teilnehmer trafen sich zum 4. IT-Trainings-Kongreß am 12. und 13. November 98 in Bonn. Äußere Kennzeichen: Überdurchschnittlich gut gekleidet, ständig in Gespräche vertieft - und mit modernstem Equipment bewaffnet.
Die Segnungen des Informationszeitalters konnte Prof. Zimmermann am eigenen Leib erfahren, als er zu seinem Referat 'Geht uns die Arbeit aus?' anhob: Handys piepten in Aktenkoffern. Elektronische Notizblöcke erinnerten ihre Nutzer fiepend an wichtige Termine. Laptops summten im Hintergrund. Womit die Kongreßteilnehmer die Frage des Referenten bereits beantwortet hatten: Nein, sie zumindest dürften genug Arbeit haben.
Prof. Zimmermann hatte dann auch keinen leichten Stand. Seine Prognosen, inwieweit das Informationszeitalter Fluch oder Segen für die Menschheit ist, erinnerten an die mühselige Diskussion zwischen Optimisten und Pessimisten: Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Zimmermann jedenfalls gab sich optimistisch. Die Wirtschaftsgeschichte kenne keine dauerhafte technologisch bedingte Arbeitslosigkeit. Und Chancen gebe es auch: Die von vielen befürchtete Vereinsamung durch Telearbeit könnte neue Tätigkeitsfelder für Psychologen eröffnen...
Heike Koslowski von Synergie - zusammen mit der Computerwoche, der Telekom und dem Behördenspiegel Veranstalter des Kongresses - machte zwei Spezies von Teilnehmern aus: 'Die einen suchen nach neuen Wegen, die anderen nach konkreten Lösungen.' Zu ersteren zählte sie den Großteil der Weiterbildner und Personaler. Letztere seien eher die EDV-Spezialisten, die die technologischen Lernwelten ans Laufen bringen müßten. In den Pausen kamen beide Spezies miteinander ins Gespräch. Viele Teilnehmer kannten sich bereits aus dem vergangenen Jahr und tauschten ihre neuesten Erfahrungen aus.
Dem unterschiedlichen Background der Besucher entsprechend, hatte man die über 30 Workshops vier Schlüsselthemen zugeordnet: Lernen und Arbeiten im Netz, Anwenderqualifizierung, Wissensmanagement sowie Lernwelten der Zukunft. Daß letztere schon Gegenwart sein können, bewiesen Dr. Michael Christ von der Deutschen Bank sowie Prof. Gernot Frank von der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft. In ihrem Workshop 'Business-TV als gleichwertiges Tool der Lernarchitektur' rechneten sie vor, daß hochwertiges Weiterbildungsfernsehen gegenüber klassischen Seminaren nicht nur Millionenbeträge einsparen hilft, sondern auch ebenso effektiv ist. Frank hatte den Transfererfolg in einem aufwendigen Verfahren mit mehreren Kontrollgruppen evaluiert.
Deutlich wurde aber auch, daß das Medium noch auf erhebliche Vorbehalte stößt. Nur 15 Prozent der Teilnehmer hielten Business-TV zu Beginn des Projektes für geeignet zur Weiterbildung. Und der Moderator konnte noch so professionell auftreten: Das Gros der fernsehschauenden Seminaristen hielt ihn für inkompetent. Am Ende stand dennoch ein Lernerfolg, der den Verlgeich mit einem klassischen 4,5-Tages-Seminar standhielt und der Deutschen Bank die erkleckliche Summe von 4,71 Mio. Mark einsparte.
Wird der Trainer also überflüssig? Nein, denn Weiterbildung mittels Business-TV braucht die Ergänzung durch ein Follow-up-Seminar vor Ort. Dies erachteten 81 Prozent der Seminaristen als sehr wichtig, so Frank. Sein Resümee: Dem multimedialen Lernen gehört die Zukunft, aber personales Lernen bleibt wichtig.
Autor(en): (jgr)
Quelle: Training aktuell 12/98, Dezember 1998
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