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Übersicht AnsprechpartnerDer Sportjournalist und -kommentator Marcel Reif wurde Anfang September 2024 mit dem Deutschen Rednerpreis der German Speakers Association, kurz: GSA, ausgezeichnet. Reif, den der Deutschlandfunk einmal als einen „Feuilletonisten des Fußballs“ bezeichnet und den das Medienmagazin DWDL einen „Wortartisten am Ball“ genannt hat, erhielt den Preis nicht nur für seine langjährig unter Beweis gestellte rhetorische Brillanz. Mindestens ebenso bemerkenswert fanden die Juroren die Rede, die Reif am 31. Januar 2024 bei einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag gehalten hat: Der Sportjournalist, der aus der zweiten Generation Holocaust-Überlebender stammt, sprach dort über seinen Vater. Dieser war dem Tod im Holocaust nur knapp entronnen und hatte, traumatisiert vom Geschehen, zeitlebens über das Erlebte nicht reden können.
Marcel Reif jedoch erkannte irgendwann – viel zu spät, wie er in seiner Rede sagte –, dass der Vater eben doch gesprochen hatte. Er habe ihm etwas mitgegeben im Leben, was „ihm wichtig war, was er gerettet, was er als Essenz destilliert hatte“ – all dies verdichtet im kleinen jiddischen Satz: „Sej a Mensch.“ – „Sei ein Mensch.“ Die Resonanz auf Reifs Rede – und vor allem auf diesen Satz – war gewaltig. Für Volker Römermann, den Vorsitzenden des Gremiums Deutscher Rednerpreis, ist „dieser scheinbar kleine Appell ein überzeugendes Beispiel dafür, was Rhetorik bewirken kann“. Manchmal, so Römermann, seien es eben gerade „die kleinen und doch so großartigen, wundervollen Sätze, die sich im kollektiven Gedächtnis verankern“.
Beitrag von Sylvia Jumpertz aus managerSeminare 319, Oktober 2024