Der Controller ist nicht sonderlich erfreut: “Eine solche Rechnung ist einfach unverschämt”, raunt er seinen Kollegen zu. Entrüstet reicht er die Abrechnung des Beraters herum: 2.000 Euro hatte der Consultant pro Tag berechnet, wie ausgemacht. Was den Zorn hervorruft, sind die Spesen: 20 Prozent pauschaler Aufschlag auf das Honorar. “400 Euro Spesen am Tag sind zu viel”, bestätigen alle Anwesenden, zumal der Berater kaum eine halbe Stunde zu seinem Einsatzort braucht.
“Rechnungen aufblasen”, nennt Christoph Kolbeck diese Methode abschätzig. In Boom-Zeiten hätten Berater so ein hübsches Euro-Sümmchen obendrauf eingestrichen, bekundet Kolbeck, der Mitglied der Forschungsgruppe Consulting Research an der Universität Oldenburg (Core) ist. Heute aber sind diese Zeiten vorbei: “Viele Unternehmen haben die Schnittstelle zu ihrem Berater professionalisiert”, berichtet der Marktexperte: Kunden, die Consulting-, Trainings- oder Weiterbildungsleistungen einkaufen, überlassen nichts mehr dem Zufall. Sie bedienen sich ausgefeilter Auswahlmethoden, sind pingelig bei der Auftragsvergabe, kontrollieren die Leistung - und bezahlen keinen Cent mehr als vereinbart war.
Ein Beispiel für die Praxis der professionalisierten Schnittstelle zwischen Auftraggeber und -nehmer liefert die Bahn AG. Personalvorstand Norbert Bensel gab im vergangenen Jahr die Devise aus, die Berater-Beziehungen einfacher und wirksamer zu machen. Die Folge: Alle für die Bahn tätigen Personalberater mussten sich noch einmal um ihren Auftrag bewerben, wie bei einer Erst-Akquise. So fühlte die Bahn allen Beratern gründlich auf den Zahn - und pickte sich nur die besten heraus.
Extras:
- In welchen Punkten ändert sich die Zusammenarbeit von Unternehmen und externen Beratern?
- Buchrezension: “Corporate Governance und Managementberatung” hrsg. von Christoph Treichler u.a.