Immer mobil, immer auf allen Kanälen unterwegs und vor allem – immer erreichbar. Die Informationsdichte steigt und damit der Druck, alles gleichzeitig zu erledigen. Ein eindrucksvolles Beispiel liefert die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, Professorin an der Uni St. Gallen, Geschäftsführerin und vielfaches Beirats-Mitglied.
In ihrem neuen Buch „Das Glück der Unerreichbarkeit“ beschreibt sie folgende Szene: Zwischen Handyanrufen, Blackberry-Telefonkonferenz und privater Kaffeehaus-Verabredung taumelt die Autorin an einem hochsommerlichen Einkaufs-Samstag durch die Kölner Innenstadt. Eigentlich ist sie auf der Suche nach einer Halogenbirne, nebenbei telefoniert, konferiert und smst sie. Im Lampengeschäft passiert es dann: Die sonst so souveräne Intellektuelle rastet völlig aus, als ihr die Verkäuferin erklärt, dass der Laden genau ihr Halogenlämpchen nicht führt – „Dat hammer nisch“, wie Meckel im Rückblick die gut gelaunte Verkäuferin zitiert.
Dieses Erlebnis war für Meckel der Anlass, über ihr Verhältnis zur allgegenwärtigen Erreichbarkeit und zu ihrem Umgang mit Zeit nachzudenken. Immer wieder taucht in ihrem Buch in diesem Zusammenhang der Zwang zur Gleichzeitigkeit, zum Multitasking auf.
Ursprünglich stammt der Begriff Multitasking aus der Informatik und bezeichnet die Fähigkeit von Betriebssystemen, Anwendungen (Tasks) so schnell nebeneinander auszuführen, dass man meint, alles geschähe gleichzeitig. Und genau dieser (Fast-)Gleichzeitigkeit unterliegt Meckel – und mit ihr viele Zeitgenossen –, wenn sie in extremer Verdichtung ihrer Aktivitäten smst, telefoniert und Einkäufe erledigt. Der Münchner Wirtschaftspädagoge und Zeit-Vordenker Professor Karlheinz A. Geißler hat für solche Multitasker einen neuen Ausdruck geprägt: Er spricht von „Simultanten“.
Extras:- Selbsttest: Leben auch Sie auf der Ãœberholspur?
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